Transnationale Künste – und ihr Transfer

Das Performance-Ensemble Hajusom von und mit jugendlichen Geflüchteten existiert seit 1999. Mittlerweile liegt der Fokus des Kunstprojekts auf den Stücken, die etwa einmal im Jahr auf Kampnagel gezeigt werden – zuletzt die Archiv-Performance „AZIMUT dekolonial“.

Autorin: Ania Faas

Szenenfoto aus dem Stück Silmande, Foto: Michael Pfisterer
Szenenfoto aus dem Stück Silmande, Foto: Michael Pfisterer

Hajusom ist ein Zentrum für transnationale Künste“ heißt es in dem Mission-Statement von 2017. „Mehr als 300 Menschen mit und ohne Fluchterfahrung haben es geformt. Der Name steht für eine einzigartige Verbindung von künstlerischer Qualität, politischem Aktivismus und sozialem Engagement.“ Und das bedeutet: Die Arbeit von Hajusom beschränkt sich nicht auf die Entwicklung von Theaterstücken.

In einem Ensemble, dessen Mitglieder sich mit einer neuen Lebenssituation auseinandersetzen müssen, schwingen pausenlos gesellschaftliche Fragen mit. Die Performer*innen haben neben Hajusom ihr Leben zu meistern, oft bedrängt von Rassismus, Bürokratie, Richtungsentscheidungen, oder einfach nur von Pubertät – und sie suchen Rat in der Gruppe. Die künstlerische Arbeit ermöglicht ihnen, ihre Lebensgeschichte weiter zu erzählen, bestärkt ihre Fähigkeit zu sozialer Interaktion und Organisation ebenso wie ihr Selbstbewusstsein.

Neueinsteiger*innen haben die Möglichkeit, Kurse in den Bereichen Tanz, Performance, Musik, Garten und Kochen zu besuchen. „Each One Teach One“ – das ist die Formel für die Neueinsteigerkurse, für die Beratung und für einen ganz bestimmten Tonfall, der aus den Stückentwicklungen hinüber-reicht in die Spin-Offs: Respekt, Zuhören, Teilnehmen, Lachen.

Im Lauf der Zeit hat sich eine Menge Wissen über Kunst und gesellschaftlichen Austausch angesammelt. Manche „alte Hasen“ sind inzwischen selbst durch Studium oder Ausbildung Experten für soziale oder psychosoziale Themen geworden.

Und es häuften sich die Anfragen an Hajusom, dieses ­Wissen über integrative Prozesse zu teilen, auf Podien, bei Workshops und Seminaren. Daraufhin wurde „Hajusom-­Transfer“ ins Leben gerufen, ein Programm aus verschiedenen Modulen, die den Hajusom-Spirit nach außen tragen. Seit 2017 veranstalten die Performer*innen regelmäßig interkulturelle Trainings, die vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebens­geschichten besondere Glaubwürdigkeit besitzen und einen echten Austausch ermöglichen.

KONTAKT
Hajusom e.V.
Feldstraße 66 · 20359 Hamburg · 040/43 21 69 09
· www.hajusom.de

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