Nr. 62: Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2023

Am 9. Mai 2023 wurde der 20. Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit
in der Halle 424 im Oberhafen vergeben.

Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken. Der Preis wird für bereits realisierte Kulturprojekte und -programme vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 10.000 Euro dotiert.

Der Stadtteilkulturpreis 2023 geht an das Projekt „Wasser Kunst“

Ausstellung auf dem Bergedorfer Schlossteich, Foto: KIKU Kinderkulturhaus, Christoph Faulhaber

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2023 wurde an das Projekt „Wasser Kunst – partizipatives Kunstprojekt für Kinder und Jugendliche“ vom KIKU Kinderkulturhaus vergeben. Das ­KIKU veranstaltete im Herbst 2022 mit rund 200 Kindern und Jugendlichen eine künstlerische Reflexion zum Thema Menschen und Wasser. Mit Unterstützung des Künstlers Christoph Faulhaber erschufen die Kinder und Jugendlichen nach eigenen Entwürfen bis zu vier Meter große, schwimmende Skulpturen, die zum Abschluss des Projektes auf dem Schlossteich und vor dem neuen KörberHaus in Bergedorf ausgestellt wurden.

In der Begründung für die Entscheidung heißt es u.a.: „Die Jury sieht das Projekt Wasser Kunst als besonders preiswürdig an, weil es Kinder ermutigt, ihre eigenen Grenzen auszuloten und künstlerisch und handwerklich über sich hinauszuwachsen: Kinder und Jugendliche schaffen aus nachhaltigen Materialien übergroße Fantasiewesen, die zugleich den technischen Anforderungen entsprechen und schwimmfähig sein müssen. Die Kinder und Jugendlichen sind an jedem Schritt des Projektprozesses beteiligt, zeigen ihre Werke bei der großen Prozession durch den Stadtteil und beweisen besonderen Mut, wenn sie am Ende bei der Vernissage die Skulpturen zu Wasser lassen und die schwimmenden Objekte teilweise selbst besteigen.
Das Projekt Wasser Kunst ist vorbildhaft für zeitgemäße stadtteilkulturelle Arbeit, weil es Kinder und Akteure aus dem nachbarschaftlichen Umfeld verbindet und den Kindern ermöglicht, dem gesamten Stadtteil ihre Fantasie, ihren Mut und ihre plastischen und konstruktiven Fähigkeiten zu zeigen.
Den Akteur*innen gelingt es, die Aufmerksamkeit großer Teile des Stadtteils auf den hohen künstlerischen Wert der Arbeiten der Kinder zu lenken und gleichzeitig über den Stadtteil hinaus Wirkung zu erzielen. Gerade nach den schwierigen Jahren der Pandemie ist das Netzwerk, das die Akteur*innen mit dem Projekt aufgebaut und gestärkt haben, von besonderer Wichtigkeit, genauso wie die Entfaltungsmöglichkeiten für die Kinder nach den Einschränkungen, die sie alle unter Corona erleiden mussten.“

Der Trailer zum Gewinner*innen-Projekt, der das Projekt „Wasser Kunst“ kurz vorstellt

Die Finalist*innen 2023

Als besonders herausragende Projekte und Programme stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2023 außerdem als Finalist*innen nominiert:

Alle nominierten Projekte und Programme des Hamburger Stadtteilkulturpreis 2023 – das Gewinner*innen-Projekt und die neun Finalist*innen – werden im stadtkultur magazin in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.

Die Bewerbungsrunde

Von Anfang November 2022 bis Anfang Januar 2023 konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und ­Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturprei­ses entsprechen, eingereicht werden. Projekte und Programme, die sich schon öfter beworben haben, wurden ausdrücklich aufgefordert, sich wieder zu bewerben.

In diesem Jahr wurden knapp 40 Kulturprojekte und ­-programme von Zentren, Vereinen, Initiativen und Einzel­per­sonen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur eingereicht. An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerbe­r*innen für die Einsendungen gedankt.

Die Qualitätskriterien des Preises

Projekte und Programme, die sich für den Hamburger Stadtteilkulturpreis bewerben, sollten mehrere Qualitätsmerkmale stadtteilkultureller Arbeit zeigen:

  1. Kulturelle Teilhabe: Kultur von allen für alle
    Die Kulturarbeit spricht ein breites Publikum aus unterschiedlichen Milieus, Sozial- und Bildungsschichten sowie Altersgruppen an und leistet einen wichtigen Beitrag zur
    sozialen Integration.
  2. Lokale Kultur: Kultur direkt vor Ort
    Ausgehend von den Bedarfen und Themen vor Ort bezieht sich die Kulturarbeit auf das Quartier und seine Geschichte und lädt ein, mit künstlerisch-kulturellen Mitteln Nachbarschaften neu zu gestalten.
  3. Kulturelle Bildung: Chancen schaffen, Nachwuchs fördern
    Die Kulturarbeit ermöglicht den Bewohner*innen des Stadtteils, sich künstlerisch und kulturell zu betätigen und kulturelle Angebote selbst zu organisieren.
  4. Kulturelle Vielfalt: Internationale Stadtgesellschaft und interkulturelle Öffnung
    Die Kulturarbeit fördert die interkulturelle Öffnung und macht die kulturelle Vielfalt erlebbar.
  5. Vernetzung: Vor Ort verankert
    Die Kulturarbeit initiiert, entwickelt und stärkt regionale Netzwerke und bindet Künstler*innen sowie benachbarte Kultur- und Bildungseinrichtungen mit ein.
  6. Mitgestaltung unserer Stadt: Beteiligen und Engagieren
    Die Kulturarbeit ermutigt zu freiwilligem Engagement und ermöglicht, das eigene Lebensumfeld mitzugestalten.

Auswahl, Jury und Preisverleihung

Gewinner*innen, Sonderpreisträger*innen, Preistifter*innen, Jury und Senator, Foto: Judith Zastrow

Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter*innen zehn ­Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis. Eine unabhängige Jury ermittelte aus diesen Finalist*innen im ­Anschluss die*den Preisträger*in. Als Jurorinnen haben sich 2023 wieder die ehemalige ­Direktorin der Bücherhallen Hamburg Hella Schwemer-­Martienßen und Jennifer Tharr vom Bundesverband Soziokultur zur Verfügung gestellt. Neu in der Jury ist Prof. Dr. Julius Heinicke vom Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim. Er folgt auf die Geschäftsführerin der Klaus und Lore Rating Stiftung Caroline Sassmannshausen, bei der wir uns an dieser Stelle noch einmal für ihr Engagement in der Jury über die vergangenen Jahre bedanken möchten.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 9. Mai 2023 im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung vom Senator für Kultur und ­Medien Dr. Carsten Brosda in der Halle 424 im Oberhafen überreicht.

Sonderpreis 2023

In 2023 entschieden sich die Preisgeber*innen, einen Sonderpreise für herausragendes Wirken in der Hamburger Stadtteilkultur zu vergeben. Von der Jury mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wurden Karen und Nepomuk Derksen von Bunte Kuh.

Preisstifter*innen und Unterstützer*innen

Preisstifter*innen sind die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Hamburgi­sche Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für lokale Kultur und kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig. Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte und -programme vergeben.