Nr. 42: Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2018

Am 24. April 2018 wurde der diesjährige Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit in der Hamburger Stadtteilkultur in der Halle 424 im Oberhafen vergeben.

Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2018 geht an „37FÜNF°”

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2018 wurde an die Veranstaltungsreihe „37FÜNF° – Heimat – Flucht – Zusammenleben“ des Stadtteilkulturzentrums Eidelstedter Bürgerhaus vergeben.

Das Eidelstedter Bürgerhaus entwickelte 2017 die Veranstaltungsreihe, um auf die hitzige Diskussion um den Bau von Wohnungen für Geflüchtete im Stadtteil zu reagieren. Die nackten Zahlen, die durch die mit erhöhter Temperatur geführte Aus-einandersetzung geisterten, sollten Gesichter und Geschichten bekommen. Die Reihe bündelt Aktivitäten und Veranstaltungen, in denen die Themen Flucht, Ankommen, Integration, Mitgestalten und neue Nachbarschaften gleichermaßen in den Fokus gerückt wurden.

Das Tanz- und Theaterprojekt „OpenHaus – Mit wieviel Sinnen bin ich?“ war eines der Formate, die in der Reihe gebündelt wurden, Foto: Christian Bartsch
Das Tanz- und Theaterprojekt „OpenHaus – Mit wieviel Sinnen bin ich?“ war eines der Formate, die in der Reihe gebündelt wurden, Foto: Christian Bartsch

In der Begründung für die Entscheidung heißt es: „Die Jury sieht das Projekt 37FÜNF° – Heimat –Flucht – Zusammenleben als besonders preiswürdig an, weil es als kultureller Brückenbauer den Begriff „Heimat“ neu definiert und mit einer Mischung aus Sensibilisierung, Wissensvermittlung und kultureller Partizipation gleich mehrere Generationen anspricht. Das Projekt fördert das gegenseitige Verständnis zwischen eingesessenen Stadtteilbewohner*innen und neu Hinzugekommenen. Es zeigt, wie es dazu kommt, dass jemand – freiwillig oder unfreiwillig – seine Heimat verlässt und was es bedeutet, auf der Flucht zu sein. Damit schafft das Projekt wichtige Verbindungen zwischen den Menschen und stärkt nachhaltig das Zusammenleben.
Das Projekt 37FÜNF° ist ein Paradebeispiel dafür, wie auch kleinere Stadtteilkultureinrichtungen die Ausgangslage in ihrem Quartier erfassen und mit kulturellen Mitteln kreativ bearbeiten und verändern. Es steht exemplarisch für die Arbeit der Stadtteilkultur, in der auch kleine Player Großes für die Gemeinschaft leisten.
Mit der Auszeichnung für das Projekt 37FÜNF° möchte die Jury sicherstellen, dass das Projekt weitergeführt, weiterent-wickelt und möglichst nachhaltig im Stadtteil verankert werden kann.“

Als besonders herausragende Projekte und Programme ­stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2018 außerdem als Finalisten nominiert:

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird für bereits realisierte Kulturprojekte und -programme vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 10.000 Euro dotiert. Alle nominierten ­Projekte und Programme des Hamburger Stadtteilkulturpreis 2018 werden in diesem Heft ab Seite 11 in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.

Die Bewerbungsrunde

Von Anfang November bis Anfang Januar konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden.
Rund 40 kulturelle Initiativen, Zentren, Vereine und Einzelpersonen haben sich mit ihren Projekten und Programmen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur beworben. An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerber*innen für die Einsendungen gedankt.

Qualitätskriterien

Projekte und Programme, die sich für den Hamburger Stadtteilkulturpreis bewerben, sollten mehrere Qualitätsmerkmale stadtteilkultureller Arbeit zeigen:

1. Kulturelle Teilhabe – Kultur von allen für alle
Die Projektarbeit spricht ein breites Publikum aus unterschiedlichen Milieus, Sozial- und Bildungsschichten sowie Altersgruppen an und leistet einen wichtigen Beitrag zur ­sozialen Integration.

2. Lokale Kultur – Kultur direkt vor Ort
Ausgehend von den Bedarfen und Themen vor Ort bezieht sich die Projektarbeit auf das Quartier und seine Geschichte und lädt ein, mit künstlerisch-kulturellen Mitteln Nachbarschaften neu zu gestalten.

3. Kulturelle Bildung – Chancen schaffen, Nachwuchs fördern
Die Projektarbeit ermöglicht es den Bewohner*innen des Stadtteils, sich selbst künstlerisch und kulturell zu betätigen und kulturelle Angebote selber zu organisieren.

4. Kulturelle Vielfalt – Internationale Stadtgesellschaft und Interkulturelle Öffnung
Die Projektarbeit fördert die interkulturelle Öffnung und macht die kulturelle Vielfalt erlebbar.

5. Vernetzung – Vor Ort verankert
Die Projektarbeit initiiert, entwickelt und stärkt regionale Netzwerke und bindet Künstler*innen sowie benachbarte Kultur- und Bildungseinrichtungen mit ein.

6. Mitgestaltung unserer Stadt – Beteiligen und Engagieren
Die Projektarbeit ermutigt zu freiwilligem Engagement und ermöglicht, das eigene Lebensumfeld mitzugestalten.

Auswahl, Jury und Preisverleihung

Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter zehn ­Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis. Die ­unabhängige Jury ermittelte aus diesen Finalisten im Anschluss den Preisträger. Als Juror*innen haben sich auch 2018 freundlicherweise wieder Prof. Dr. Gesa Birnkraut von Birnkraut Partner, Robert Hillmanns vom zakk Düsseldorf und ­Stefan Reckziegel vom Hamburger Abendblatt zur Verfügung gestellt.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 24. April 2018 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der Halle 424 vom Senator für Kultur und Medien Dr. Carsten Brosda dem Stadtteilkulturzentrum Eidelstedter Bürgerhaus für 37FÜNF° – Heimat – Flucht – Zusammenleben überreicht.

Preisstifter und Unterstützer

Preisstifter sind die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, die Hamburgi­sche Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig. Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte und -programme vergeben.

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