Heimat kann man sich aussuchen, oder?

Unter dem Motto „Heimat, Digga!“ hatte der Bramfelder Kulturladen einen Jugendschreibwettbewerb ausgeschrieben. Auf der Preisverleihung im Juli wurden die zehn besten Texte ausgezeichnet.

Autor: Konstantin Ulmer
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Jungautoren tragen ihre Texte zum Thema Heimat vor, Foto: Ulrich Thiele

Anfang des Jahres hatte der Bramfelder Kulturladen einen Jugendschreibwettbewerb unter dem Motto „Heimat, Digga!“ ausgelobt. Weit über 100 Nachwuchsautorinnen und -autoren in den Altersklassen U14 und U18 folgten dem Aufruf und schickten ihre Kurzgeschichten, Gedichte, Rap- und Slam-Texte ein. Auf der großen Preisverleihung im Gemeindesaal der Osterkirche Bramfeld zeichnete eine Jury – bestehend aus den Lektorinnen Steffi Korda und Helene Hillebrandt, dem Slam Poeten David Friedrich und dem Autor Carsten Brandau – die besten Texte aus.

Überrascht war die Jury nicht nur von der Qualität der Texte, sondern auch von der inhaltlichen Vielfalt, die sich aus dem Motto ergeben hatte. Eine große Rolle spielten natürlich auch die Themen Flucht und Ankunft, so zum Beispiel bei Ricarda Heinz, die Zweite in der Altersklasse U18 wurde und deren mitreißende Geschichte auf einem menschenüberladenen Boot auf dem Mittelmeer beginnt: „Wir saßen ganz in der Mitte des Bootes […], doch ich fühlte mich trotzdem so, als würde ich ertrinken, ich kann mich noch genau erinnern, als ihre Augen mich trafen, blau und klar und Tränen in ihnen, sie war ganz am Rand und ich versuchte alles, um zu ihr zu kommen, doch es war zu spät und blau kam zu blau.“

Viele Autorinnen und Autoren mit Flucht- und/oder Migrationshintergrund spielten in ihren Texten zudem die Frage durch, ob man Heimat wechseln bzw. ob man mehrere Heimaten haben kann. Letzteres scheint ein Gefühl zu sein, das viele Jugendliche bewegt, das aber immer wieder angezweifelt wird – vor allem von außen. Mit den Worten der viertplatzierten U18-Autorin Pegah Monir aus ihrer wunderbar dichten Ansprache an die Heimat: „Dich kann man sich doch selbst aussuchen. Oder etwa nicht?“

Für ihren Einfallsreichtum und ihre Kreativität wurden die 30 Autorinnen und Autoren, die es auf die Longlist schafften, nicht nur mit Sachpreisen ausgezeichnet: Alle Gewinnertexte werden in einem Band zum Wettbewerb veröffentlicht, den der Brakula im tredition Verlag herausgeben wird.

Gefördert wurde das Projekt, in dessen Rahmen auch zahlreiche Schreibworkshops in Schulen stattfanden, von der Stiftung Maritim Hermann und Milena Ebel und der SAGA GWG Stiftung Nachbarschaft.

KONTAKT
Bramfelder Kulturladen e.V.
Bramfelder Dorfplatz 2a · 22179 Hamburg · 040/416 29 10-2 · www.brakula.de

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