Offen und doch nicht offen

Für das Stadtteilhaus Horn hätte 2020 das erste Jahr mit eigenem Programm und echten Schwerpunkten werden sollen. Pustekuchen. Und trotzdem geht es weiter – zum Beispiel, weil sich der ehemalige Vereinsparkplatz als vielseitiger Veranstaltungsort erwiesen hat, berichtet Stadtteilhaus-Leiter Alexander Wilke.

AUTOR: ALEXANDER WILKE

Parkplätze zu Kulturorten, Foto: Alexander Wilke

Eine seltsame Situation im Stadtteilhaus Horn: Alle Besucher sollen das Haus betreten – durch den Seiteneingang. Beratungsangebote finden statt – einzeln und nach Terminvereinbarung. Eine erste Bühnenveranstaltung gab es im August – von einem externen Anbieter.

Die Berührungspunkte mit unseren Besuchern sind mitunter so reduziert, dass Personen im Haus seltsam deplatziert wirken. Für einige von uns konnte es gar nicht schnell genug losgehen mit Programm, Öffnung, Willkommenskultur. Der Großteil aber ist in Sorge über Ausbreitung und Ansteckung mit Corona – so entschieden wir uns zunächst, das Haus noch nicht wieder zu öffnen.

Wir hatten uns so viel vorgenommen: 2020 war das erste Jahr, in dem wir unser eigenes Programm mit echten Schwerpunkten und kulturellem Bildungsauftrag geplant hatten und alle Beteiligten waren sich sicher, einen großen Schritt zum soziokulturellen Selbstvertrauen Horns beitragen zu können.

Pustekuchen, wir planen also um.

Die Horner Freiheit fährt seit Anfang September schrittweise hoch und veranstaltet alles, was funktioniert, draußen. Glücklicherweise hatten wir unseren ehemaligen Vereinsparkplatz bereits zu einer Marktfläche umfunktioniert, die wir nun für Konzerte, Singabende, Filme, Feste und die Außengastronomie nutzen können.

Begonnen haben wir mit einem Nachbarschaftsmarkt am 5. September 2020, geplant sind ein Filmabend am 11., ein offenes Singen am 16. und ein Konzert am 18. September. Zudem veranstalten wir die äußerst beliebten Konzerte aus „Kultur im Salon“ bis zum Jahresende. Es ist Glück im Unglück, dass unser Programm bisher so simpel war, denn wir können mit dem nötigen Abstand alles weiter veranstalten. Andere Einrichtungen werden mit ihrem komplexen und feingliedrigen Programm weniger Glück haben.

Corona hat unsere Arbeit nicht en gros verändert, obwohl ich es mir gewünscht hätte. Ideen von digitalisierter Arbeit und Flexibilität konnten sich auf dem Spielfeld der Generationen leider nicht durchsetzen. Dennoch – unser Büro hat den Wegfall des Tagesgeschäfts dazu genutzt, ein Qualitätsmanagement zu entwickeln. Herauskommen werden Prozessbeschreibungen, FAQs, Datenbanken, Ordnungssysteme und so manch kleine Änderung, die unsere Arbeit hoffentlich für die Zukunft vereinfacht und verbessert.

Was wirklich von der Pandemie bleibt, wird sich zeigen, wenn sie vorbei ist. Die Anspannung bleibt und die nächsten Monate werden zeigen, ob auch wir uns an unsere Vorgaben halten können.

Alexander Wilke
Alexander Wilke

geboren 1987, ist Kulturwissenschaftler und -manager und arbeitet seit 2016 in der Stadtteilkultur. Er leitet den Trägerverein Horner Freiheit e.V. des Stadtteilhauses Horn und setzt sich neben dem Beruf für fairere Tarife in der Stadtteilkultur ein.


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