Wie geht es weiter nach einer Modellförderung?

Im Oktober 2009 ist die MOTTE mit dem Projekt „Ohrlotsen“ gestartet. Gefördert von Aktion Mensch, der Gabriele Fink Stiftung und der Medienstiftung Hamburg/Schleswig Holstein sowie einer Förderung aus dem Bezirk Altona und der Stadt Wedel konnten Kinder unter professioneller Anleitung Radio machen, Hörspiele entwickeln, mit Musik und Geräuschen Klangcollagen gestalten und vieles mehr. Ende 2012 läuft nun ein Großteil der Förderung aus.  Der Leiter des Bereiches Kultur und Bildung der MOTTE, Clemens Hoffmann-Kahre, fordert eine BASISFÖRDERUNG für wichtige bewährte Angebote.

Autor: Clemens Hoffmann-Kahre

Die „Ohrlotsen“ können 2013 nur in einem sehr eingeschränkten Rahmen weitergeführt werden, Foto: Ohrlotsen
Die „Ohrlotsen“ können 2013 nur in einem sehr eingeschränkten Rahmen weitergeführt werden, Foto: Ohrlotsen

In den letzten drei Jahren hat das Ohrlotsen-Team ein weites Netzwerk gespannt: Ohrlotsenprojekte wurden in ganz Hamburg und über die Stadtgrenzen hinaus durchgeführt. 2011 erhielten die Ohrlotsen den MIXED-UP Preis durch das Bundesjugendministerium und die BKJ für besonders gelungene Zusammenarbeit zwischen außerschulischer kultureller Bil-dung und Schulen. Außerdem wurden dem Projekt drei „Hör-Möwen“, eine Auszeichnung der Bürgermedien in Hamburg und Schleswig-Holstein, verliehen. Im April 2012 wurde das Radio-Feature der Ohrlotsen „Ruckzuck über’n Zaun!“ im Kinderradio MIKADO, auf NDR info, ausgestrahlt. Ab Juni 2012 war „Ruckzuck über’n Zaun!“ als CD in den Filialen von Budni-kowsky und Heymann erhältlich. Die erste Auflage von 4000 Exemplaren ist bereits vergriffen.

Nach diesen erfolgreichen drei Jahren Modellprojektarbeit sucht die MOTTE nach Möglichkeiten der Weiterfinanzierung. Die wesentliche Förderung von Aktion Mensch ist nach drei Jahren turnusgemäß zu Ende. Da trotz großer Anstrengungen kein neuer Hauptförderer gewonnen werden konnte, bedeutet das, dass die Initiative „Ohrlotsen“ zunächst nur in einem sehr eingeschränkten Rahmen weitergeführt werden kann. Einzelne Mitarbeiter können nicht mehr finanziert werden.

Eine Basisförderung würde genau hier helfen. Die Potenziale, die sich über drei Jahre in der Netzwerkbildung entwickelt haben, könnten weiterhin für die kreative und künstlerische Medienarbeit in der kulturellen Bildung genutzt werden. Das Problem einer fehlenden Basisfinanzierung kennen alle. Die „Ohrlotsen“ sind nur ein Beispiel für viele Modellprojekte in der Kulturellen Bildung, wenn es um das Problem der Verstetigung erfolgreicher Arbeit und aufgebauter Netzwerkstrukturen geht.

Durch prekäre Arbeitsplätze und stetigen Stellenabbau über das Einfrieren der Zuwendungen in den Einrichtungen der Soziokultur und der Kinder- und Jugendkultur verringern sich zusätzlich die Ressourcen für die notwendige Basisarbeit. In der Diskussion um ein Hamburger Rahmenkonzept Medien-kompetenzförderung wurde immer wieder gefordert, dass endlich Stellen für Medienpädagogen in den außerschulischen Einrichtungen wie den Stadtteilkulturzentren neu geschaffen werden müssen. Hieran mangelt es seit Jahren, obwohl die wachsende Bedeutung einer praxisorientierten Medienbildung offensichtlich ist.

Wesentliche Impulse und Innovationen kommen von den in der Kulturellen Bildungsarbeit tätigen Trägern. In zahlreichen erfolgreichen Kooperationen konnte die Entwicklung der Ganztagsschulen daran anknüpfen und stark profitieren.

Dennoch gibt es noch keine Modelle für eine verlässliche anteilige Finanzierung durch die Behörde für Schule und Berufsbildung. Eine Basisförderung von Personalstunden für die Weiterentwicklung von Kooperationen in der Kulturellen Bildung wäre auch hier notwendig. Verlässliche und nachhaltige Strukturen können nicht nur auf Honorarkräften aufbauen!

Es gibt in Hamburg erfolgreiche Beispiele für Finanzierungsmodelle von neuen Kooperationsformen in der Kulturellen Bildung durch die freie Wirtschaft und Stiftungen. In ihrer Zielsetzung sind diese Partner sehr deutlich: Sie übernehmen zivilgesellschaftliche Verantwortung, ermöglichen innovative Projekte und Vernetzungen, sehen jedoch ihre Aufgabe nicht darin, staatliche Aufgaben zu übernehmen. Auch ihre Forderungen beinhalten, dass staatliche Institutionen und die politisch Verantwortlichen sich nicht aus der nachhaltigen Absicherung von Basisstrukturen in der Kulturellen Bildung zurückziehen dürfen. Im Hamburger Haushalt spiegeln sich die erfolgreichen Projekte der Kinder- und Jugendkultur nicht wider.

Dass Stiftungen nicht bereit sind staatliche Kulturförderung zu ersetzen, zeigt das Zitat der Stiftung Maritim und Stiftung Kinderjahre aus der Presseerklärung der LAG Kinder- und Jugendkultur zur Expertenanhörung am 9. November im Hamburger Kulturausschuss: „Stiftungen können staatliche Förderung nur ergänzen, nicht ersetzen. Der Hamburger Senat muss seiner Verantwor-tung für die Kinder- und Jugendkultur gerecht werden. Eine Basisförderung für wichtige, bewährte und dauerhafte Angebote und eine erweiterte Projektförderung für neue, innovative Ideen sind unbedingt notwendig.“

Kontakt:
MOTTE – Stadtteil- & Kulturzentrum, Eulenstraße 43 22765 Hamburg, 040/39 92 62-0, , www.diemotte.de

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