Editorial zu „SUPERKRAFT SOZIOKULTUR“

Liebe Kulturinteressierte,

Beim Auftakt des Hamburger Ratschlag Stadtteilkultur spielte diesen Herbst ein Aspekt die vielleicht wichtigste Rolle, der uns in der Vergangenheit immer als ganz selbstverständlich erschien. Die 2G-Regel ermöglichte es in dieser Phase der Pandemie, endlich wieder echte Begegnung zu ermöglichen. Und die Tagung fühlte sich zeitweise mehr wie eine Party unter Freunden, als wie eine Arbeitstagung an. Nach anderthalb Jahren, in denen ein Austausch fast ausschließlich auf digitalem Wege möglich war, war geradezu so etwas wie ein Glücksgefühl im Saal der WIESE in Barmbek spürbar. Das steigerte deutlich die Energie im Raum und in den Gesprächen und zeigte sehr eindrücklich, wie wichtig bei allen digitalen Möglichkeiten der Kommunikation die persönliche Begegnung ist und dass die virtuelle Begegnung dafür nur ein Ersatz sein kann.

In den Arbeitsgruppen mit den Akteur*innen der Stadtteilkultur, der Verwaltung und Politik wurde darüber nachgedacht, wie man sich gegenseitig in der Arbeit unterstützen kann, wurden Missverständnisse und gegenseitige Hürden angesprochen. Nur im Schulterschluss der Partner*innen kann die Zusammenarbeit zum Besten der Kulturellen Teilhabe gelingen.

Es ist längst wissenschaftlich belegt und man muss nicht zu einem ausgeprägten Kulturpessimismus neigen, um zu erkennen, dass der fehlende persönliche Austausch, die persönliche Begegnung, ersetzt durch Kontakte in den Echokammern sozialer Medien, den gesellschaftlichen Zusammenhalt erschwert und Gewalt befördern kann.
Dies ist nur eine von vielen globalen Herausforderungen, für die Soziokultur Antworten bieten und Verbesserungsansätze aufzeigen kann. Womit? Mit der SUPERKRAFT ihrer klaren Haltung und spezifischen Methoden und Formaten. Und auch wenn die Soziokultur vielleicht nicht die Welt retten kann, sind ihre Potentiale immens, wie die beiden Keynotes von Senator Carsten Brosda und Prof. Dr. Birgit Mandel zeigten, deren Dokumentation Sie neben denen anderer Impulse des Ratschlages in dieser Ausgabe finden.

Bleiben Sie kreativ und gesund – auch in 2022. Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen

Corinne Eichner, Geschäftsführerin

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