Gerechtigkeit: Ideal oder Illusion?

Der Circus ABRAX KADABRAX ist ein soziokulturelles Bildungsprojekt, in dem viele engagierte Menschen zirkuspädagogische Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene anbieten. Einer der Ansätze, den sie mit ihrer Arbeit verfolgen, ist Partizipation.

Autorin: Johanna Monnerjahn

Gemeinsam stark, Foto: ABRAX KADABRAX

Laut allgemeinen Definitionen möchte Gerechtigkeit, dass je­der Person die gleichen Rechte zustehen. Aber ist das wirklich die Lösung? Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft. Menschen mit Privilegien neben Menschen mit erschwerten Zugängen beispielsweise zu Angeboten der kulturellen Bildung. Manche Menschen vereinen sowohl Privilegien, die sie bevorteilen, als auch – vermeintliche – Merkmale, die sie diskriminieren.

Der Circus steht als Einrichtung für kulturelle Bildungs­angebote mittendrin. Er arbeitet in einem Stadtteil, der gerne mit negativen Zuschreibungen in Zusammenhang gebracht wird, weshalb sich das Team überlegen muss, wie es mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen umgehen will, um der Zielgruppe gerecht zu werden und ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen. Dazu ist es wichtig Platz für Verschiedenheit zu geben und frei nach dem Motto „es ist normal verschieden zu sein“ nicht alle gleich zu behandeln, sondern je nach Voraussetzungen individuelle Strategien zu entwickeln. Ist das gerecht?

Konzepte, die im Büro erarbeitet werden, per E-Mail verschickt und dann in der Schublade landen, bringen uns nicht weiter. Und so setzt sich ABRAX KADABRAX mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam mit den Themen, die sie bewegen, auseinander. Ein Bereich ist das Thema Kinderschutz. Das Team arbeitet mit einer sehr vulnerablen Gruppe, viele leben in belastenden Strukturen und haben an verschiedenen Stellen eine Verletzung ihrer (Kinder-)Rechte erlebt. Also hat das Team begonnen, sich Bereiche ihrer Arbeit kritisch anzusehen.

Nach der Sensibilisierung im Team ist der nächste Schritt mit den Gruppen inhaltlich und künstlerisch mit Fragestellun­gen zum Kinderschutz zu arbeiten, z. B. wie muss es sein, damit die Kinder sich wohlfühlen? Was wünschen sie sich dazu von den Teilnehmenden oder vom Team? Was können sie tun, wenn mal etwas blöd ist? Wie sollen Hilfestellungen geleistet werden? Und von wem? Was ist ihnen dazu wichtig? Was bedeutet Nähe und Distanz? Was sind Kinderrechte?

Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung überlegt das Team dann gemeinsam mit den Kindern, wie sie diese Themen für alle zugänglich machen und zum Beispiel ein Zirkustheaterstück, Fragebögen, Feedbackboxen, ein Konzept in einfacher Sprache oder Workshops zum Thema entwickeln können. Der Circus macht sich also auf eine ungewisse Reise und ist gespannt, welche Ideen und Wünsche die Kinder und Jugendli­chen haben und was sie nachher auf die Bühne bringen.

KONTAKT
ABRAX KADABRAX
Bornheide 76 · 22549 Hamburg · 040/35 77 29 10
· www.abraxkadabrax.de

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