Editorial zu „Beteiligung“

Liebe Kulturinteressierte,

Aktuelle Untersuchungen wie die „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen: Die Demokratie in Deutschland steht unter immer größerem Druck. Rechtsextreme Einstellungen nehmen in erschreckendem Umfang zu und das Vertrauen in das politische System erodiert in großen Teilen der Gesellschaft. Um Lösungen für die drängenden Aufgaben unserer Zeit zu finden und den notwendigen gesellschaftlichen Umbruch demokratisch zu gestalten, müssen wir möglichst viele Menschen zum Mitmachen gewinnen. Dies kann uns helfen, wirksame Handlungsstrategien zu entwickeln, die in unserer Gesellschaft breit mitgetragen werden.

Bürgerhäuser, Stadtteilkulturzentren und vergleichbare Einrichtungen sind in der Regel entweder aus bürgerschaftlichem Engagement oder einem Bürgerbeteiligungsprozess entstanden und zeichnen sich durch eine Vielfalt praktizierter Formen von Beteiligung, Teilhabe und Partizipation aus. Sie ermöglichen durch das Erfahrbarmachen von Selbstwirksamkeit den Zugang zu demokratischem Handeln. Ihre Aktivitäten zielen auf die Stärkung der Gemeinschaft durch konkrete Beteiligung ab: auf Mitdenken, Mitgestalten, Mitentscheiden – so heißt es etwa im Leitbild des Bürgerhaus Wilhelmsburg.

Die Häuser und Einrichtungen stellen Ressourcen zur Verfügung für Gruppen und Initiativen, die ihre eigenen Projekte durchführen möchten. Ihre Angebote werden in Kooperation oder auf Wunsch von Bürger*innen geplant, organisiert und durchgeführt und die lebendige Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden ist die Grundvoraussetzung für eine transparente gemeinsame Gestaltung und Entscheidungsfindung. Auch an Bürgerbeteiligungsprozessen der Verwaltung, z.B. im Kontext von Stadtentwicklung, wirken sie mit, weil sie über die notwendige Erfahrung in der Organisation des Stadtteils und die Netzwerke verfügen.

In Sachen Mitbestimmung und Demokratiestärkung sind diese Organisationen also Profis mit jahrzehntelanger Erfahrung – und unabdingbar für die Gestaltung unserer demokratischen Zukunft.

Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht

Corinne Eichner, Geschäftsführerin

TEILEN MIT: