Editorial „ON/OFF und dazwischen“

Liebe Kulturinteressierte,

Leider gibt es für das Jahr 2020 keinen Reset-Knopf: zurück auf Anfang. Den hätten wir wohl fast alle gerne gedrückt in diesem Jahr der Pandemie.

Unsicherheit ist das Gefühl dieser Zeit. Alles, was zuvor kontrollierbar erschien, ist plötzlich fragil, viele Sicherheiten sind plötzlich infrage gestellt oder ganz verschwunden und wir fühlen uns hilflos in der Krise. Die Aufforderung, unsere Kontakte weitestgehend zu reduzieren, lähmt uns und reduziert unsere Antriebsenergie gleich mit. Auch manche Kultureinrichtungen schwanken zwischen einer depressiven Lähmung und dem Versuch, die letzten Reste von Angebot noch irgendwie zu ermöglichen.

Max Frisch hat mal gesagt: „Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Um Krisen zu bewältigen und eine Lähmung zu vermeiden, brauchen wir also den Blick auf das Konstruktive. Was kann ich, was können wir jetzt tun?

Es liegt immer auch eine Chance in einem Umbruch, die Chance, Dinge neu zu bewerten, vielleicht ganz neu zu denken. Wir wissen zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses stadtkultur magazins nicht, wie lange der aktuelle Lockdown anhalten wird, wieweit er verschärft und verlängert wird und was sonst vielleicht noch kommen wird, bis wir die Pandemie überwinden. Deshalb brauchen wir die pandemietauglichen Formate in der Soziokultur, über die der Ratschlag reflektiert hat.
Max Frisch hat auch gesagt: „Kunst ist der Statthalter der Utopie“. Gerade in der Krise müssen wir deshalb kulturelle Einrichtungen und Orte der Begegnung stärken. Kultur ist eben nicht nur Freizeit und Vergnügen, Kultur ist ein Lebensmittel, nicht nur für bestimmte Schichten und Niveaus, sondern für alle.

Kultur zeigt Perspektiven auf. Kultur ist systemrelevant. Damit wir alle die Krise nicht nur durchstehen, sondern daraus Ideen und Hoffnungen für ein verbessertes Zusammenleben in unserer Gesellschaft ziehen, ist Soziokultur deshalb absolut unverzichtbar.

Bleiben Sie kreativ und gesund – auch in 2021!

Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht Ihnen
Corinne Eichner, Geschäftsführerin

TEILEN MIT: