Lokal handeln mit dem Blick aufs Ganze

Zweieinhalb Jahre gibt es das Kinderkulturhaus KIKU im Hamburger Stadtteil Lohbrügge. Seit dem Bezug der Villa am Lohbrügger Markt im März 2011 hat sich das Projekt entwickelt: Jährlich veranstaltet das KIKU rund 80 Kulturprojekte mit Schulen und Kitas, erreicht dabei rund 1000 Schülerinnen und Schüler. Das gesamte KIKU-Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen ungefähr vier und 16 Jahren.

Autor: Thomas Ricken

„Tanz den Stadtteil“ bei der Einweihung der Lohbrügger Fußgängerzone, Foto: KIKU
„Tanz den Stadtteil“ bei der Einweihung der Lohbrügger Fußgängerzone, Foto: KIKU

Was ist das KIKU? Eine stadtteilnahe Kulturinstitution und ein außerschulischer Lernort neuen Typs. Im Zentrum steht eine Produktionsdidaktik, die sich an der Öffentlichkeit als Adressatin orientiert. „Wir bereichern Kinder und Jugendliche: mit Kultur, positiver Emotionalität, Selbstvertrauen
und Sprache“, lautet ein Kernsatz, der die Arbeit des KIKUs beschreibt. Kulturelle Bildung darf sich nicht auf das Einstudieren von Vorgegebenem beschränken. Arbeit an der eigenen Kreativität ist Weg und Ziel der KIKU-Projekte, die durch Fachkräfte geleitet werden. Rund die Hälfte der Veranstaltungen
ist ausgewiesen sprachförderlich: Sprachbildung, als ein Teil kultureller Bildung begriffen und in kulturellen Medien durchgeführt, ist eine Besonderheit, die deutschlandweit in dieser Form einmalig ist. Das KIKU bietet Sprachförderung in Verbindung mit Theater, Musik, Tanz oder anderen literarischen Ausdrucksformen. Für die Kinder ist dies eine Ergänzung und Alternative zum Schulalltag in einer außerschulischen Institution. Ohne versierte Honorarkräfte aus dem künstlerischen Bereich geht das natürlich nicht. Um sie für die Ansprüche dieser besonderen Arbeit fit zu machen, hat das KIKU mit dem Institut für Lehrerbildung (LI) eine Fortbildung konzipiert, die seither schon mehr als 20 Personen durchlaufen haben. Sie ermöglicht es, gezielt sprachförderliche Aspekte in die kulturelle Bildung zu integrieren.

Doch das allein macht nicht das KIKU aus: Zahlreiche kompakte Angebote, insbesondere im Bereich Theater, aber beispielsweise auch aus den Bereichen Literatur (Schreibwerkstätten) oder den Medien (Radio und Hörspielworkshops) richten sich an ganze oder halbe Schulklassen. Innerhalb einer Woche bearbeiten die Kinder zusammen mit kompetenten Dozentinnen und Dozenten ein Thema, am Ende steht eine Aufführung, eine Ausstellung oder eine andere Art der öffentlichen Präsentation. So sieht man im KIKU momentan die Ausstellung „Was mir wichtig ist“ der zehnten Klasse einer Stadtteilschule – übrigens in Kooperation mit dem Kulturagenten-Programm für kreative Schulen.

Es gibt zahlreiche Kooperationen, in die das KIKU eingebunden ist. Die über Jahre angesammelte Kompetenz der Stadtteilkultur und der Träger und Initiativen der kulturellen Bildung sind sowohl in das KIKU-Konzept als auch in die praktische Arbeit eingegangen. Denn das KIKU hat sich ja aus der Arbeit des Kulturzentrums LOLA entwickelt. Und natürlich nimmt das KIKU auch Anstöße auf, verwandelt sie zum Teil weiter und integriert sie in die eigene Projektarbeit. So entstand das Projekt „Tanz den Stadtteil“, zusammen mit dem Mädchentreff von Dolle Deerns und dem AWO-Jungentreff in Lohbrügge. Zahlreiche Auftritte, unter anderem zur Einweihung der Lohbrügger Fußgängerzone, führten der Öffentlichkeit dieses Projekt vor.

Auch sonst ist das KIKU auf gutem Wege. Im Februar 2014 wird das KIKU auch ein Leseclub – eine Initiative mit der Stiftung Haus im Park und der Stiftung Lesen. Für das erste Halbjahr 2014 ist auch ein Stadtteilmusical mit vielen Schülerinnen und Schülern, aber auch Chören und Bands aus Lohbrügge geplant. Am 8. und 9. Mai 2014 veranstalten KIKU und LOLA zusammen mit der ZEIT Stiftung und der Kulturpolitischen Gesellschaft eine Tagung zum Themenbereich Bildungsgerechtigkeit – Kulturelle Bildung – Kultur und Sprache.

Natürlich kann man sagen, dass das KIKU in der relativ kurzen Zeit seines Bestehens gezeigt hat, dass die Einrichtung und das Konzept sehr erfolgreich sind. Auch die Übertragung des Sprachförder-Modells mitsamt der Fortbildungsreihe auf das BGZ Süderelbe mit dem Kulturhaus Süderelbe ist ein – Element des Gelingens. Hier berät Ortrud Schwirz, die in LOLA und KIKU zur Geschäftsführung gehört, im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung den Verbund aus Schule, Kulturzentrum und Kita.

Zum Gelingen gehören aber auch die günstigen Ausgangsvoraussetzungen und das Engagement der handelnden Personen. Hätte es vor fünf Jahren nicht das Kulturprojekt „East-Side-
Story“ von LOLA gegeben, wäre das KIKU wohl nie entstanden. Gäbe es keine engagierten Mitarbeiter, Kooperationspartner und Schulen, wäre das KIKU eine kraftlose Institution. Dass das Gegenteil eingetreten ist, ist der Verdienst von vielen.

Kontakt:
KIKU – Kinderkulturhaus des Kulturzentrums LOLA UG (haftungsbeschränkt), Lohbrügger Markt 5, 21031 Hamburg, 040/73 92 80 95, , www.kiku-hh.de

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