Die Kulturbrille

Aus der intensiven Beschäftigung mit den Themen Inter- und Transkulturalität ist in der Zinnschmelze im vergangenen Jahr das Projekt „Kulturbrillen – oder: Was hat mich geprägt?“ mit dem Kommunikationskünstler Saeeid Dastmalchain entstanden.

Autorin: Natascha Steier

Eine „Kulturbrille“ aus einem der Workshops, Foto: Saeeid Dastmalchian
Eine „Kulturbrille“ aus einem der Workshops, Foto: Saeeid Dastmalchian
Die Idee der „kulturellen Brille“ – einer kulturgeprägten Sichtweise auf die Welt – ist nicht neu. Jedoch findet die Auseinandersetzung mit diesem Thema in einem neuen Kontext statt – im Bereich der kulturellen Bildung für Erwachsene und Jugendliche in der Stadtteilkultur. Der künstlerisch-kreative Zugang steht im Mittelpunkt: Drei farbige Drähte und eine Zange stehen als Basismaterialien zur Verfügung. Anhand von Leitfragen gestalten die Teilnehmenden Brillenobjekte: Was ist charakteristisch für Ihren Blick? Wie hat sich dieser Blick entwickelt? Und wie spiegeln sich die Antworten auf diese Fragen in Material und Form Ihrer Kulturbrille? Dem Projekt liegt ein dynamischer Kulturbegriff zugrunde, der über nationale Grenzen hinaus denkt.

Im Frühjahr dieses Jahres haben fünfzehn Multiplikatoren für das Projekt die ersten Brillen gestaltet. In den nächsten zwei Phasen werden Schulklassen und Menschen aus dem Stadtteil angesprochen.

Eine Kultur der Verständigung kann nur durch ein „Wir“ entstehen, indem auch wir als weiße Deutsche uns mit unseren Prägungen beschäftigen. Die individuellen Geschichten zeigen ein heterogenes Bild der Gesellschaft, abseits von Stereotypen und Verallgemeinerungen. So werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten sichtbar, die quer zu Herkunftsländern liegen. Das gemeinsame kreativ-künstlerische Tun unterstützt den persönlichen Austausch. Durch das Projekt lernen sich die Teilnehmen-
den und auch die Zinnschmelze ihr Umfeld besser kennen.

Austauschen und Zuhören sind wesentlicher Bestandteil jeder Projektphase. Das bestätigte auch die Vernissage der ersten Phase, wo viele Gespräche zu den Themen Herkunft und Prägungen entstanden. Raum für den Austausch zwischen den Teilnehmenden zu lassen, ist eine wichtige Voraussetzung für ein gelungenes Projekt zum Thema interkulturelle Öffnung. Auf der anderen Seite bereichern theoretische Impulse zu den Themen „Inter- und Transkulturalität“ den Austausch.

Im Sommer/Herbst 2014 werden die Impulse, individuelle Geschichten und Exkurse des Projekts in einer Publikation zusammengeführt.

Kontakt:
Zinnschmelze, Maurienstr. 19, 22305 Hamburg, 040/299 20 21, , www.zinnschmelze.de

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