Die Absolventin

Viele Geisteswissenschaftler*innen kennen diese Situation: Das Studium ist vorbei, man schreibt eine Bewerbung nach der anderen und nichts passiert. Der Studien­abschluss öffnet keine Türen, der Berufseinstieg gestaltet sich alles andere als einfach. So ging es auch Ruth Schnitzler, 31, nachdem sie den ­Bachelorstudiengang Kunst-Medien-Ästhetische Bildung und Germanistik an der Universität Bremen abgeschlossen hatte. „Ich bin mit dem Bewerbungen-Schreiben nicht voran gekommen“, sagt sie. „Ich wollte eher mehr Praxiserfahrung sammeln. Gemacht habe ich vorher eigentlich schon recht viel.“
Autor: Klaus Irler
Foto: Falko Wörle
Foto: Falko Wörle

Ruth Schnitzler hat sich umgeschaut und ist auf den Bundesfreiwilligendienst gestoßen. Sie bewarb sich beim Bürger- und Ausbildungskanal TIDE, dem Goldbekhaus und im Kulturladen St. Georg. TIDE ist es dann geworden. Sie stieg als Unterstützung in der TIDE.akademie ein.

Die Tide.akademie bietet Kurse an im Bereich Journalismus und Medien. Mitmachen können alle, die möchten. Ruth Schnitz­ler kümmerte sich um die Anmeldungen, die Vor- und Nach­bereitungen der Kurse und den Newsletter. Sie hielt Kontakt zu den Dozierenden und Teilnehmenden. „Ich hatte Verantwortung und konnte sehr selbständig arbeiten“, sagt sie. „Es war nicht so ein Praktikumsgefühl. Das fand ich sehr schön.“

Ruth Schnitzler arbeitete sich zügig in verschiedene Computerprogramme ein und gewann Sicherheit darin, sich auch jenseits der Uni zu organisieren. Und sie erkannte, dass die Kommunikation mit Menschen eine ihrer Stärken ist.

Nach sechseinhalb Monaten bewarb sie sich erfolgreich auf ein Stellenangebot im ella Kulturhaus Langenhorn. Dort ist sie jetzt seit Mitte Mai mit einer halben Stelle zuständig für Öffentlichkeits- und kulturelle Bildungsarbeit.

Langenhorn kannte sie bisher noch nicht und deshalb startet sie jetzt mit Neugier ihre Vernetzung mit Medien, Arbeitskreisen, Initiativen, Institutionen und Politikern im Stadtteil. Demnächst möchte sie sich ein Fahrrad besorgen, um sich schneller in Langenhorn bewegen zu können – und sich ihren neuen Job und den Stadtteil zu erschließen.

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