Nr. 38: Hamburger Stadtteilkulturpreis 2017

Hamburger Stadtteilkulturpreis 2017: Herausragende Projekte und Programme

Am 25. April 2017 wurde der diesjährige Hamburger Stadtteilkulturpreis für herausragende Projekt- und Programmarbeit in der Hamburger Stadtteilkultur in der Halle 424 im Oberhafen vergeben.
Balkon-Orchester bei ALTONA MACHT AUF!, Foto: Thomas-Panzau

Mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis werden Projekte und Programme gewürdigt, deren Konzeption, Umsetzung und Resonanz besondere Qualität zeigen und die besonders geeignet sind, als anregendes Beispiel auf Initiativgruppen auch in anderen Stadtteilen zu wirken.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis 2017 geht an „ALTONA MACHT AUF!”

ALTONA MACHT AUF! findet seit 2012 jährlich mit ­großem Erfolg im Rahmen der altonale statt. Unter dem Motto „Sehnsuchtsfenster & Balkontheater“ sind die Bewohner Altonas eingeladen, mit Hilfe eines Teams von Künstlern aus der Nachbarschaft ihre Wünsche und Sehnsüchte auf ihren Balkonen und in ihren offenen Fenstern zu inszenieren. Durch Partizipation und kulturelle Teilhabe setzt sich das Projekt mit den Mitteln der Kunst nachhaltig mit der nachbarschaftlichen Lebenswelt „Altona“ auseinander und fragt: Wie wollen wir im Stadtteil zusammen leben?

In der Begründung für die Entscheidung heißt es: „Die Jury beurteilt das Projekt ‚ALTONA MACHT AUF! Wir bleiben hier!‘ der theater altonale als besonders preiswürdig, da es als ein Paradebeispiel für Kultur für alle und Kultur von allen kulturelle Teilhabe im Stadtteil auf besondere Weise ermöglicht. Partizipation für alle Bewohner des Stadtteils wird nicht nur behauptet, sondern durch die vielen Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen, wächst das Projekt seit Jahren immer weiter.
Der Erfolg von ALTONA MACHT AUF! zeigt sich besonders in der großen Nachfrage auf Seiten der Bewohner, der Besucher und in den vielen Anregungen und Ideen, die mit der Zeit in das Projekt einflossen: So sind Performance, Theater, Tanz, Gesang und weitere Kunst- und Kulturformen gleichberechtigter Teil des Programms, wenn Altona im Sommer Balkontüren und Fenster aufmacht. ALTONA MACHT AUF! inszeniert das Quartier und stärkt die nachbarschaftliche Vernetzung und den Zusammenhalt.
Die nachhaltig positive Wirkung des ausdifferenzierten Konzepts wird unterstützt durch die Einbindung von Coaches – ­erfahrene Künstler, die den Teilnehmern kostenlos mit Rat und Tat zur Seite stehen. ALTONA MACHT AUF! gelingt es so seit Jahren, privaten Raum zu öffentlichem Raum werden zu lassen und kulturelle Vielfalt abzubilden, wirksam zu machen und zu fördern.
Mit der Auszeichnung von ALTONA MACHT AUF! Wir bleiben hier! möchte die Jury diese herausragenden Leistungen würdigen und die Weiterentwicklung unterstützen.

Als besonders herausragende Projekte und Programme ­stadtteilkultureller Arbeit wurden für den Hamburger Stadtteilkulturpreis 2017 außerdem nominiert:

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird für bereits realisierte Projekte vergeben, die ein erfolgreiches Ergebnis nachweisen können, und ist mit 10.000 Euro dotiert. Alle nominierten ­Projekte des Hamburger Stadtteilkulturpreis 2017 werden in diesem Heft in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.

Die Bewerbungsrunde

Von Anfang November bis Anfang Januar konnten sich freie Träger der Kulturarbeit sowie Einzelpersonen, die sich in der Stadtteilkulturarbeit in Hamburg engagieren, für den Preis bewerben. Neben Kulturprojekten konnten Kurs- und Veranstaltungsprogramme, Programmbereiche, Veranstaltungsreihen, spezielle Veranstaltungsformate und Festivals, die in besonderer Weise den Qualitätskriterien des Stadtteilkulturpreises entsprechen, eingereicht werden. Rund 40 kulturelle Initiativen, Zentren, Vereine und Einzelpersonen haben sich mit ihren Projekten und Programmen für den größten Preis der Hamburger Stadtteilkultur beworben. An dieser Stelle sei noch einmal allen Bewerberinnen und Bewerbern für die Einsendungen gedankt.

Qualitätskriterien

Projekte und Programme, die sich für den Hamburger Stadtteilkulturpreis bewerben, sollten mehrere Qualitätsmerkmale stadtteilkultureller Arbeit zeigen:

  1. Kulturelle Teilhabe – Kultur von allen für alle
    Die Projektarbeit spricht ein breites Publikum aus unterschiedlichen Milieus, Sozial- und Bildungsschichten sowie Altersgruppen an und leistet einen wichtigen Beitrag zur ­sozialen Integration.
  2. Lokale Kultur – Kultur direkt vor Ort
    Ausgehend von den Bedarfen und Themen vor Ort bezieht sich die Projektarbeit auf das Quartier und seine Geschichte und lädt ein, mit künstlerisch-kulturellen Mitteln Nachbarschaften neu zu gestalten.
  3. Kulturelle Bildung – Chancen schaffen, Nachwuchs fördern
    Die Projektarbeit ermöglicht es den Bewohnerinnen und ­Bewohnern des Stadtteils, sich selbst künstlerisch und kulturell zu betätigen und kulturelle Angebote selber zu organisieren.
  4. Kulturelle Vielfalt – Internationale Stadtgesellschaft und Interkulturelle Öffnung
    Die Projektarbeit fördert die interkulturelle Öffnung und macht die kulturelle Vielfalt erlebbar.
  5. Vernetzung – Vor Ort verankert
    Die Projektarbeit initiiert, entwickelt und stärkt regionale Netzwerke und bindet Künstlerinnen und Künstler sowie benachbarte Kultur- und Bildungseinrichtungen ein.
  6. Mitgestaltung unserer Stadt – Beteiligen und Engagieren
    Die Projektarbeit ermutigt zu freiwilligem Engagement und ermöglicht, das eigene Lebensumfeld mitzugestalten.

Auswahl, Jury und Preisverleihung

Aus allen Einsendungen nominierten die Preisstifter zehn ­Bewerbungen für den Hamburger Stadtteilkulturpreis, die ­unabhängige Jury ermittelte aus diesen Nominierungen im Anschluss den Preisträger. Die Juror*innen Prof. Dr. Gesa Birnkraut von Birnkraut Partner und Robert Hillmanns vom zakk Düsseldorf wurden dabei von Stefan Reckziegel vom Hamburger Abendblatt als neues Mitglied der Jury unterstützt. Als Redakteur beim Hamburger Abendblatt für den Ressort „Kultur & LIVE“ löst Reckziegel seine Kollegin Annette Stiekele ab, die sich die letzten drei Jahre in der Jury des Preises engagiert hat. An dieser Stelle bedanken sich die Preisstifter noch einmal herzlich für ihr Engagement.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wurde am 25. April 2017 im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in der Halle 424 im Oberhafen vom Kultursenator Dr. Carsten Brosda der theater altonale für ALTONA MACHT AUF! überreicht.

Preisstifter und Unterstützer

Preisstifter sind die Behörde für Kultur und Medien, die Hamburgi­sche Kulturstiftung, die Gabriele Fink Stiftung und die Patriotische Gesellschaft von 1765. Die Alfred Toepfer Stiftung F. V. S. unterstützt die Umsetzung. STADTKULTUR HAMBURG, der Dachverband für Lokale Kultur und Kulturelle Bildung, ist als Experte und Szenekenner für die Konzeption und Durchführung des Wettbewerbs zuständig.

Der Hamburger Stadtteilkulturpreis wird seit 2002 an herausragende lokale Kulturprojekte vergeben. 2012 ging der Preis in eine kreative Pause und kehrte 2014 mit einem erneuerten Stifterkreis, einem neuen Bewerbungs- und Auswahlverfahren sowie einem attraktiveren Preisgeld in die Hamburger Kulturlandschaft zurück. 2017 wurde der Preis das vierte Mal in diesem neuen Setting vergeben.