In Zeiten multipler Krisen ist es wichtiger denn je, Räume zu schaffen, in denen Menschen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Wo können wir näher zusammenrücken, unsere eigene Bubble verlassen, neue Kooperationen eingehen und gemeinsam mit anderen an der Idee einer wünschenswerten Zukunft arbeiten? Und was brauchen wir dafür eigentlich? Was macht eine Kooperation aus, damit sie spürbare Vorteile bringt? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Teilnehmenden des Workshops „Demokratische Lernorte für Nachhaltigkeit“ auf dem Ratschlag 2025 auseinandergesetzt.
Autorin: Fiona Schuller

Die beiden Workshop-Runden fanden mit insgesamt 60 Teilnehmenden im Seminarraum des KIKU sowie im LOLA-Saal statt. Hier trafen Akteur*innen aus dem Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und Akteur*innen aus der Stadtteilkultur aufeinander, um den ersten gemeinsamen Aufschlag für die anstehende Kooperation zwischen dem Hamburger Masterplan BNE 2030 und STADTKULTUR HAMBURG zu machen.
Der Hamburger Masterplan zielt auf eine strukturelle Verankerung des BNE Bildungskonzepts in allen Bildungsbereichen der Stadt bis 2030 ab. Es geht um tragfähige Strukturen, kompeten-tes Personal und ganzheitliche Ansätze für inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung und die Förderung von lebenslangem Lernen für alle, dem 4. Ziel der Sustainable Development Goals.
Referent David Hummel betonte im Intro, warum wir uns gerade jetzt vernetzen müssen: In Hamburg gibt es aktuell politische und gesellschaftlich gute Bedingungen, um Demokratiestärkung und nachhaltige Entwicklung gemeinsam zu denken. Diese sollten genutzt werden, um neue Allianzen zu schmieden, die eigenen Netzwerke spartenübergreifend auszubauen und damit nicht zuletzt Widerstandsfähigkeit aufzubauen gegenüber demokratiefeindlichen Kräften. Da liegt der Gedanke nahe, die Verbindung von Stadtteilkultur als Ort für Bildung stärker mit dem Bildungsansatz BNE zu verknüpfen. Der Workshop war der erste Schritt, um Bedarfe und bereits vorhandene Ressourcen sichtbar zu machen und bot somit die inhaltliche Grundlage für die Ausarbeitung wirksamer Kooperationsstrukturen ab 2026.
Aber was ist diese „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ eigentlich? Michael Liebert, zweiter Teil des Referenten-Duos und Leiter der Koordinierungsstelle Hamburger Masterplan BNE 2030, erklärte in einem kurzen Blitzlicht, was hinter dem Begriff und dem Hamburger Masterplan (siehe blaue Box nächste Seite) steckt. Bei BNE gehe es darum, Menschen dazu zu befähigen, selbstbestimmte Handlungsentscheidungen in einer komplexen Welt zu treffen. Das heißt, BNE-Bildungsangebote vermitteln Wissen und stärken Gestaltungskompetenzen z.B. im Bereich Klimagerechtigkeit, Demokratiebildung, Gendergerechtigkeit oder bei der Auseinandersetzung mit globalen Ungleichheitsstrukturen. „Wie kann ich gesellschaftspolitisch ins Handeln kommen? “ ist eine der Fragen, die dabei im Mittelpunkt stehen.

Nachdem die Begrifflichkeiten und der Grund des Zusammenkommens geklärt waren, kam die Gruppe in Bewegung und Interaktion: Bei der Übung „Wo stehst du gerade?“ positionierten sich die Teilnehmenden je nach eigener Einschätzung zu verschiedenen Fragen und Aussagen im Raum. Die weite Verteilung bei der Frage „Wo in Hamburg wirkst du?“ verbunden mit einer kurzen Vorstellungsrunde, machte schnell klar: Wir sind Hamburg-weit verteilt und bringen verschiedenste Perspektiven mit. Die Positionierungen zu Aussagen wie „Bei dem Wort Nachhaltigkeit denke ich primär an Klimaschutz.“, „Demokratie und Nachhaltigkeit haben wenig miteinander zu tun.“ oder „Wenn ich an die Zukunft denke, dann bin ich zuversichtlich / sorgenvoll / indifferent.“ zeigten, dass – auch wenn wir nicht alle auf dem gleichen Stand sind – viel Nachhaltigkeitswissen und Motivation vorhanden sind, und wir uns in den wichtigsten Punkten einig sind: Wir müssen Demokratie und Nachhaltigkeit zusammendenken und zwar gemeinsam und über Klimaschutz hinaus.
Mit einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl wurde anschließend in Kleingruppen besprochen, was es für mehr Kooperation zwischen BNE und der Stadtteilkultur braucht. In der ersten Workshop-Runde durften einige Gruppen dafür sogar den tollen Leseraum des KIKU nutzen und sich zwischen bunten Büchern und kuschligen Sitzecken austauschen. Das vom Workshopteam formulierte Szenario half dabei, den Blick weg von „mehr Geld löst all unsere Probleme“ hin zum Ideenschmieden mit bereits vorhandenen Ressourcen zu lenken. Die Ergebnisse wurden gesammelt und geordnet.

In einer kurzen Abschlussrunde wurden einzelne Eindrücke aus den Kleingruppen geteilt, wonach z.B. Begriffe wie „Vertrauen“, „branchenübergreifende Vernetzung“ und „mehr Perspektiven“ in der Kategorie „Das brauche ich“ genannt wurden. Räume, Medien- und Organisations-Know-how sowie Zugang zu BNE-fremden Zielgruppen wurden als „Das gebe ich“ identifiziert.
Eine Strategiegruppe des Dachverbandes und des Masterplan BNE wertet die Workshops gemeinsam aus, um darauf aufbauend im Jahr 2026 wirksame Kooperationsstrukturen zwischen Stadtteilkultur und BNE auszuarbeiten. Die Teilnehmenden gingen auf alle Fälle mit einem positiven Eindruck und neuen Perspektiven aus dem Workshop.
Wer weiterhin auf dem Laufenden bleiben möchte, kann sich gerne an Fiona Schuller () oder Sylvia Linneberg () wenden.

Michael Liebert ist bei der Hamburger Klimaschutzstiftung zuständig für den Hamburger Masterplan BNE 2030 und Leiter der Koordinierungsstelle zum Masterplan.
David Hummel ist Agile Coach und Eine Welt-Fachpromotor für Globales Lernen bei Alternation e.V. und Teil des Forums außerschulische Bildung des Hamburger Masterplan BNE.
