Wie können Bibliotheken helfen, wenn Menschen ihre Heimat verlieren?

Die Bücherhallen Hamburg haben früh entschieden, Begegnung, ukrainische Literatur und Zugang zu den Räumlichkeiten der Bücherhallen in den Stadtteilen in den Mittelpunkt ihrer Hilfsaktivitäten für geflüchtete Ukrainer*innen zu stellen.

Autorinnen: Nataliya Kostyak und Frauke Untiedt

Ukrainische Kinderbücher in den Bücherhallen, Foto: Bücherhallen Hamburg

Das Ehrenamtsprojekt „Dialog in Deutsch“ hatte früh Kontakt zum Deutsch-Ukrainischen Kulturverein, über den Ehrenamtliche für zusätzliche Gesprächsgruppen gewonnen werden konnten. Auch viele der ersten Übersetzungen der Plakate und Flyer wurden dort gefertigt. Von unschätzbarem Wert ist für die Bücherhallen auch eine neue Mitarbeiterin mit ukrainischen Wurzeln, die vermittelt hat, dass Literatur für Menschen aus der Ukraine einen hohen Stellenwert hat und wie wichtig ihnen der Zugang zu ukrainischer Literatur ist.

Die Bücherhallen Hamburg können – finanziert über Spenden – eine kostenfreie Kennenlern-Karte für Erwachsene ausstellen, Kinder und Jugendliche erhalten eine kostenlose Bücherhallen-Karte. Damit ist der Zugriff auf ukrainische Literatur sowohl digital über die Plattform Overdrive, wie auch in den Bücherhallen vor Ort in den Stadtteilen möglich. Obwohl ukrainische Familien auf ihrer Flucht nur wenig mitnehmen konnten, versuchten viele wenigstens für ein Kinderbuch Platz zu finden. In den Bücherhallen können sie nun mehr ausleihen.

Neben Deutschlern-Materialien werden auch Filme mit verschiedenen Sprachfassungen nachgefragt. Viele der Schutzsuchenden wollen die deutsche Sprache schnellstmöglich beherrschen. Umgekehrt werden auch ukrainische Geschichte und übersetzte Literatur ukrainischer Schriftsteller*innen wie Oksana Sabuschko, Jurij Andruchowytsch oder Serhij Zhadan stärker nachgefragt – manchmal auch als Grundlage für ein besseres Kennenlernen, wenn Geflüchtete privat aufgenommen worden.

Generell ist der Besuch in der Bibliothek eine Ablenkung von düsteren Gedanken und Erinnerungen. Die Bücherhallen können mit den vielen Standorten in der Stadt eine gemütliche Atmosphäre und positive Erlebnisse anbieten. Viele Bücherhallen sind mit der Bücherhallen-Karte jetzt 365 Tage im Jahr von 7 bis 22 Uhr zugänglich und alle Bücherhallen haben WLAN.

Die Bücherhallen laden Kinder und Erwachsene zu Bibliotheksführungen, Autor*innenlesungen und Bilderbuchkinos ein, die ersten Veranstaltungsreihen etablieren sich. So gibt es am letzten Montag im Monat in der Zentralbibliothek jetzt immer das offene Treffen „Montags mit Marushka“ für Kinder und Erwachsene – und sehr wahrscheinlich gibt es zum Sommer einige weitere Angebote für geflüchtete Ukrainer*innen.

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