Nr. 26: Kulturelle Bildung in der Stadtteilkultur

stadtkultur magazin Nr. 26

Kulturelle Bildung in der Stadtteilkultur

Was ist das Besondere an Kultureller Bildung in der Stadtteilkultur? Diese Frage stellte STADTKULTUR HAMBURG sich und seinen Mitgliedern. Die Antworten liefern zehn Best-Practice-Projekte.
Kulturelle Bildung in allen Lagen, Foto: Marcin Oliva Soto
Kulturelle Bildung in allen Lagen, Foto: Marcin Oliva Soto

Kulturelle Bildung ermöglicht Menschen eine aktive Teilhabe an der Welt und der Gesellschaft. Sie fördert Aneignung und Übernahme der dazu erforderlichen Fähigkeiten und bietet Situationen und Kompetenzen zur Entfaltung und Weiterentwicklung des Selbstausdrucks im Umgang mit den Künsten. Die Einrichtungen der Hamburger Stadtteilkultur bieten als außerschulische Lernorte vielfältige Aneignungsmöglichkeiten Kultureller Bildung an. Die Kulturelle Bildung der Stadtteilkultur reicht von Rezeption und informeller Information in Veranstaltungen und Angeboten über die breitgefächerten Formen der Erstellung und Präsentation eigener künstlerischer Produkte und Projekte.

Das Besondere an der Kulturellen Bildung in der Stadtteilkultur ist zum Einen ihre lokale räumliche Verortung – viele Einrichtungen, Initiativen und Projekte verfügen über eigene Räumlichkeiten – und zum Anderen ihre Verankerung im Stadtteil – in Nachbarschaften und lokalen Netzwerken. Stadtteilkulturelle Einrichtungen arbeitet als lokale Experten und Erziehungspartner mit Bedarfen und Themen vor Ort. Das ideelle Ziel ist die Vernetzung der Bildungsakteure vor Ort – Schulen, (Weiter-)Bildungseinrichtungen, Institutionen, Initiativen, Projekte und Künstler – zu lokalen Bildungslandschaften.
Kulturelle Bildung in der Stadtteilkultur ist generationsübergreifend und richtet sich an Menschen aller Altersgruppen, sozialer und kultureller Hintergründe. Auch hier gilt das „alte“ Motto der Soziokultur: Kulturelle Bildung für alle.
Die Stadtteilkultur ermöglicht durch niedrigschwellige Angebote Zugänge zu Kultureller Bildung für möglichst viele Menschen – und das durch die Dezentralität der Stadtteilkultur fast flächendeckend in ganz Hamburg.
Kennzeichnend für die Kulturelle Bildung in der Stadtteilkultur ist außerdem die Schaffung des für das Gelingen notwendigen Freiraumes und die Gewährleistung von Freiwilligkeit.

Mehr: Editorial zu „Kulturelle Bildung in der Stadtteilkultur“

Für alle: von den Jüngsten bei den Klangstrolchen …, Foto: Antje Sauer
Für alle: von den Jüngsten bei den Klangstrolchen …, Foto: Antje Sauer

Den Stellenwert der Kulturellen Bildung in der Kultur hat die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrer Überarbeitung der Empfehlungen zur Kulturellen Kinder- und Jugendbildung im Oktober 2013 noch einmal hervorgehoben: Wichtig sind frühzeitige Förderung in Kitas und Kindergärten, verstärkte nachhaltige Kooperationen zwischen Schule und außerschulischer Bildung und gemeinsame Qualifizierungen sowie eine stärkere Verankerung von Kultureller Bildung als ein integraler Bestand-teil aller Kinder-, Jugend- und Kultureinrichtungen durch spezifische kulturelle Profile. Stadtteilkultur erfüllt diese Forderungen schon jetzt.

In der Jahreskonferenz von STADTKULTUR HAMBURG Mitte September waren die Besonderheiten der Kulturellen Bildung in der Stadtteilkultur das Schwerpunktthema. Sie wurden in vier Projekten vorgestellt, die auch hier im Heft präsentiert werden sollen. Im Anschluss werden sechs weitere Best-Practice-Projekte dargestellt, die die Stärken Kultureller Bildung in der Stadtteilkultur besonders gut verdeutlichen.

… bis zu den Älteren bei „zeitAlter“, Foto: zeitAlter
… bis zu den Älteren bei „zeitAlter“, Foto: zeitAlter

Das interkulturelle und internationale Projekt „Sound in the Silence“ der MOTTE zeigt neue Wege auf, wie mit künstlerischen Formaten Erinnerungsarbeit mit jungen Menschen gelingen kann. Jugendliche aus Deutschland und Polen setzten sich zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern mit der nicht unproblematischen deutsch-polnischen Geschichte in Neuengamme und Borne Sulinowo auseinander.
Das Projekt „zeitAlter – global lernen & lokal handeln“ der W3 beweist, dass auch ältere Menschen sich gern kulturell bilden. Im Projekt werden mit kulturellen Mitteln Fortbildungen zu entwicklungspolitischen Themen angeboten und Möglichkeiten des freiwilligen Engagements in der Eine-Welt-Arbeit aufgezeigt.
Das Projekt „Klangstrolche“ des Kultur Palastes Hamburg hat das Ziel, jedem Kind musikalische Früherziehung in Billstedt und in ganz Hamburg anzubieten, und baut dafür ein lokales Netzwerk von „Strolchereien“ auf.
Das Kinderkulturhaus Lohbrügge, das vom LOLA Kulturzentrum initiiert wurde, legt seinen Schwerpunkt auf Sprachförderung in Verbindung mit Theater, Musik, Tanz oder anderen literarischen Ausdrucksformen.
Im kulturellen Bildungsformat „Schukula.de – Schule und Kultur vernetzt“ hat sich das Goldbekhaus in diesem Jahr mit dem Thema des Kirchentages – Mangel und Überfluss – auseinandergesetzt und das Projekt „Tischlein deck dich“ in Kooperation mit mehreren Kultureinrichtungen und Schulen umgesetzt.
Die Ohrlotsen der MOTTE lotsen seit 2009 die Aufmerksamkeit auf das Hören. Nun geht diese kreative Bildungsarbeit mit dem neuen Modellprojekt „Hört mal – Hamburg!“ ins fünfte Jahr.
Das Sasel-Haus zeigt, dass klassische Kammermusik nicht nur etwas für Eliten sein muss, wenn die Inhalte richtig vermittelt und aufbereitet werden.
Das Zirkusprojekt ABRAX KADABRAX, das auf dem Gelände des neuen Bürgerhaus Bornheide beheimatet ist, veranstaltet am Osdorfer Born und in Lurup Zirkuswochen und Halbjahreskurse im außerunterrichtlichen Bereich, in denen Kinder und Jugendliche Zirkustechniken erlernen und in einer Zirkusshow präsentieren.
Aus der intensiven Beschäftigung mit den Themen Inter- und Transkulturalität ist in der Zinnschmelze das Projekt „Kulturbrillen – oder: Was hat mich geprägt?“ hervorgegangen. Im Projekt wird die eigene kulturell geprägte Sicht auf die Welt mit künstlerischen Mitteln hinterfragt.
Das Medienzentrum der GWA St. Pauli initiiert und begleitet generationsübergreifend informelle kulturelle Lernprozesse in der Nachbarschaft und will in Zukunft eine mediale Kommunikationskultur im Stadtteil entwickeln.

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