Kulturelle Engagementförderung in Hamburg

Der „Bundesfreiwilligendienst Kultur und Bildung“ eröffnet neue Perspektiven für freiwilliges Engagement im Kulturbereich. STADTKULTUR HAMBURG e.V. wird Träger für diesen Dienst in Hamburg.

Autor: Thomas Mehlbeer

Die Bürger- und Zivilgesellschaft ist im Vormarsch. Die Trendforschung zeigt: Der Bürger vertraut immer stärker auf seine eigene gesellschaftliche Gestaltungsmacht und nicht auf Vater Staat als Versorger und Verteiler. Heute interessiert sich eine deutliche Mehrheit der Deutschen für eine bessere Gesellschaft und will selbst mithelfen, diese zu schaffen. Bürgerschaftliches und freiwilliges Engagement verzeichnen großes Wachstumspotenzial. Die größte aktuelle Untersuchung zur Zivilgesellschaft und zum freiwilligen Engagement – die Freiwilligensurvey 2009 – zeigt, dass 71 Prozent aller Deutschen über private und berufliche Belange hinaus aktiv am Gemeinwesen beteiligt sind, mehr als jeder Dritte übernimmt sogar freiwillig und unentgeltlich längerfristig Arbeiten, Aufgaben und Funktionen.

Laut Freiwilligensurvey sind im Kulturbereich 5,2 Prozent der Gesamtbevölkerung freiwillig engagiert, rechnet man die Bereiche lokales Bürgerengagement, Kindergarten und Schule, Freizeit und Geselligkeit sowie Jugendarbeit hinzu, liegt man bei über 21 Prozent. Für eine Stadt wie Hamburg ergibt sich daraus eine Engagementbereitschaft von ca. 360.000 Menschen in kulturnahen Bereichen.

Der neue Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist – losgelöst von der Betrachtung als Kompensation für den ausgesetzten Zivildienst – eine neue Form der Engagementförderung. Als generationsoffener Dienst bietet er Menschen jeden Alters die Möglichkeit, sich in einem verbindlichen, institutionalisierten und öffentlich geförderten Rahmen zu engagieren. Die Potenziale, die sich daraus für Kultur-einrichtungen und Freiwillige ergeben sind enorm:

Studierende und Studienabsolventen in der Vorerwerbsphase können in kulturellen Einrichtungen und Initiativen berufsvorbereitend wertvolle Praxis-Erfahrungen sammeln und eigene Projekte realisieren. Über interkulturelle BFD-Profile lassen sich neue Zielgruppen erschließen, kultureller Austausch befördern und Integrationsprozesse anstoßen.

Menschen in beruflichen (Neu-)Orientierungsphasen können ihr Sabbatical dazu nutzen, sich im Kulturbereich zu engagieren, oder berufsorientierend neue Arbeitsfelder für sich entdecken. Auch die „jungen Alten“ – aufgrund des demographischen Wandels eine Zielgruppe mit hohem Wachstumspotential – können in ihrer Nacherwerbsphase z.B. als Kulturvermittler in Kitas oder Schulen aktiv sein.

STADTKULTUR HAMBURG e.V. entwickelt derzeit als Partner der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) ein auf den Kulturbereich zugeschnittenes Profil des Bundesfreiwilligendienstes für Hamburg. Im Fokus steht dabei einerseits die nachhaltige Qualifizierung der Freiwilligen in den Bereichen kulturelle Bildung, Kulturmanagement und Kulturvermittlung. Ein weiterer Aspekt ist die Qualifizierung von Einsatzstellen im Bereich des professionellen Managements von Freiwilligen. Offizieller Starttermin des BFD Kultur und Bildung in Hamburg ist der 01. Januar 2012.

Eckpunkte des BFD Kultur und Bildung in Hamburg
Der BFD Kultur und Bildung ist in Hamburg offen für Menschen ab 23 Jahren. Die Einsatzzeit ist im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben flexibel gestaltbar, sie sollte zwischen 6 und 18 Monaten liegen, in Ausnahmefällen sind auch 24 Monate möglich. Für Freiwillige bis 27 Jahren ist der Dienst im Rahmen des Gesetzes nur als Vollzeitdienst möglich, ab 27 Jahren können Teilzeitmodelle vereinbart werden, mit einem Minimum an wöchentlicher Arbeitszeit in Höhe von 20 Stunden. Die Freiwilligen erhalten ein Taschengeld von 300 Euro pro Monat bei einem Vollzeitengagement. Bei Teilzeit verringert sich dieser Betrag entsprechend der wöchentlich vereinbarten Stunden. Weiterhin haben die Freiwilligen ein Anrecht auf 25 Bildungstage pro Jahr. Ob der Bundesfreiwilligendienst als Pflichtpraktikum innerhalb eines Studiums anerkannt wird, muss mit den jeweiligen Hochschulen abgestimmt werden.

Was bedeutet das für Einsatzstellen?
Einsatzstellen können vom Bund einen Zuschuss zu den Kosten für Taschengeld und Sozialversicherung in Höhe von bis zu 350 Euro pro Monat abrufen. Zusätzlich zu den Kosten für Taschengeld und Sozialversicherung wird eine Einsatzstellenpauschale vom Träger erhoben, die sowohl für Fortbildungen und andere Bildungsmaßnahmen für die Freiwilligen, als auch für die Durchfuührung des Bewerbungsverfahrens genutzt wird.

Wie wird man Einsatzstelle?
Einsatzstellen für den BFD Kultur und Bildung können sich über STADTKULTUR HAMBURG als solche anerkennen lassen. Über das Einsatzstellenprofil und die Beschreibung möglicher Einsatzfelder für Freiwillige können passgenau interessierte Freiwillige gefunden werden.

Zur Zeit ist STADTKULTUR noch in der Konzeptionsphase für diesen Dienst. Die genauen Konditionen und Anforderungen an Einsatzstellen und Freiwillige werden demnächst auf der Website des Verbandes und im Newsletter kommuniziert.

Kontakt:
STADTKULTUR HAMBURG e.V., Heiko Gerken, Stresemannstraße 29, 22769 Hamburg, 040/879 76 46-16, , www.stadtkultur-hh.de

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