Stadtpolitik von unten: St. Pauli selber machen

„St. Pauli selber machen“ ist eine Plattform für alle, die den Stadtteil solidarisch gestalten wollen. Sie trägt denselben Namen wie ein 2012 und 2013 durch Bundesmittel finanziertes Projekt der GWA St. Pauli, das neue Wege der Partizipation erprobt hat. Der hier entwickelte Ansatz gilt auch für die Plattform: Die St. Paulianer*innen planen selbst und beteiligen erst anschließend Behörden, Politik und Investor*innen. Sie diskutieren, wie sich St. Pauli weiterentwickelt, und sorgen dafür, dass alle – unabhängig vom Geldbeutel – hier leben, arbeiten und wohnen (bleiben) können.
Autor*innen: Birgit Otte und Joscha Metzger
Die Stadtteilversammlung stimmt ab, Foto: Margit Czenki
Die Stadtteilversammlung stimmt ab, Foto: Margit Czenki

Bei „St. Pauli selber machen“ organisieren sich Initiativen und Arbeitsgruppen, tatkräftig unterstützt von der GWA. Beim monatlichen offenen Treffen werden Themen aufgegriffen und diskutiert, die den Stadtteil bewegen. Mit Erklärungen, Veranstaltungen, Aktionen, einer eigenen Stadtteilzeitung, Internetpräsenz und Social Media gehen die Aktiven an die Öffentlichkeit. Ein besonders wichtiges Format ist die Organisation und Durchführung von Stadtteilversammlungen – zumeist im zentral gelegenen Millerntorstadion. Seit 2014 haben sich sieben Mal zwischen 400 bis 500 und zuletzt sogar über 1.200 Menschen getroffen, über aktuelle Fragen ausgetauscht und zu wichtigen stadtteilpolitischen Themen Erklärungen verabschiedet.

Im Februar 2014 brannten den Menschen Gefahrengebiete, Lampedusa in Hamburg, Rote Flora, BID Reeperbahn und Esso-Häuser auf den Nägeln. Einige dieser Themen sind auch noch heute auf der Agenda – andere wie Drogenpolitik, das Projekt Wohlville oder rassistische Polizeikontrollen kamen hinzu. Im August 2015 hieß es: „Refugees Welcome – Karoviertel“.

Das aktuellste Thema ist der G20-Gipfel und die Proteste dagegen. Zwei Stadtteilversammlungen dazu fanden im Vorfeld und eine danach statt. Die ersten beiden waren neben anderen Themen Orte der Information und Positionierung gegen den G20-Gipfel, die dritte ein Ort für den offenen Austausch über unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen zu den Protesten und der Polizeigewalt. Im Vorfeld des G20-Gipfels entwickelte eine Arbeitsgruppe von St. Pauli selber machen einen Stadtteilflyer und organisierte Infotische. Während der Gipfelwoche wurde das Stadtteilzentrum Kölibri zum Infopunkt und Erholungsort für Nachbar*innen und auswärtige Aktivist*innen. Junge wie alte Menschen, schon Aktive sowie Nachbar*innen, die mal wieder aktiv werden wollten, sind hier miteinander und den Gästen ins Gespräch gekommen. Sie werden ihre gemeinsamen Erfahrungen in zukünftige Auseinandersetzungen um ein Recht auf Stadt für alle mitnehmen und weitertragen – auch über St. Pauli hinaus.

KONTAKT
St. Pauli selber machen
GWA St. Pauli e.V. · Hein-Köllisch-Platz 11+12 · 20359 Hamburg
· www.st-pauli-selber-machen.de

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