Neue Heimat unter der Krone

10 Jahre wurde geplant, konzipiert, entwickelt, gerechnet, geträumt und gekämpft bis im Mai 2015 der erste Spatenstich für den Erweiterungsbau im Öjendorfer Weg getan wurde. Mit der neuen Bühne, „Kultur Palast live“, neuen Räumen für die HipHop Academy Hamburg, dem Restaurant Palastkueche und der Kita Palaststrolche wurde dem Kultur Palast Hamburg am 10. Januar 2017 endlich die „richtige“ Krone aufgesetzt.
Autorin: Dörte Inselmann
Der Anbau mit neuem Haupteingang, Foto: Kathrin Brunnhofer
Der Anbau mit neuem Haupteingang, Foto: Kathrin Brunnhofer

37 Jahre nach der Gründung wird der kleinste „Kultur­palast“ der Welt – damals standen nur 70 Quadratmeter Ladenfläche einem Stadtgebiet mit 100.000 Einwohnern gegenüber – zu einem wahrlichen „Palast der Kulturen“: Mit 3.500 Quadratmetern ist er nun auch gleich das größte Stadtteilkulturzentrum in Hamburg geworden.

Seit 2004 konnte der Kultur Palast mit seinen musikalischen Projekten – dem Musikclub Bambi Galore, sowie der Hip Hop Academy, den Klangstrolchen und Billstedt Classics – das dynamische Wachstum nicht mehr aufhalten und fördert heute rund 3.500 Kinder und Jugendliche allwöchentlich in musikalischer Bildung. Zusätzlich erreichte der „alte“ Palast mit seinen Angeboten schon jährlich ca. 250.000 Besucher – eine Zahl, die sich in den letzten 10 Jahren vervierfacht hat. Um das Potenzial der Region ausschöpfen und der stetig wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können, wurde recht schnell deutlich, dass der Kultur Palast mehr Platz für seine Projekte und seine vielen Ideen benötigt.

Dem Einsatz unzähliger Menschen, der Stadt Hamburg, die den Bau 2007 zum Schlüsselprojekt der Stadtteilentwicklung erklärte, und der GU Otto Wulff Bauunternehmung GmbH ist es zu verdanken, dass am 10. Januar 2017 der Neubau des Kultur Palast eröffnen konnte – ein BauProjekt was vielfach auf der ­Kippe stand. Für die Menschen im Hamburger Osten bedeutet das nicht nur 2.500 Quadratmeter mehr kulturelle Power, ­sondern ganz konkret: Mehr Raum für junge Talente, mehr Bühnenhighlights, mehr Musik und Tanz und besonders die Profilierung interkultureller Künste.

Der neue Kronensaal, Foto: Kathrin Brunnhofer
Der neue Kronensaal, Foto: Kathrin Brunnhofer

Mit rund 500 Sitzplätzen – stehend bis zu 800 – im neuen Herzstück des Hauses, dem Kronensaal (siehe Bild rechts), ist es nun möglich, dem Publikum unter dem neuen Label „Kultur Palast live“ neue Musik- und Theaterreihen, Klassik, Kabarett und Comedy, Kindertheater sowie afghanische, türkische, ­polnische, vietnamesische und russische Kunst- und Kultur­projekte sowie vieles mehr zu präsentieren. Erstmalig können auch junge Talente aus der HipHop Academy ihre Produktionen in Billstedt aufführen, da es bis jetzt keinen geeigneten Platz im Stadtteil dafür gab. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen gibt es auf der neuen Webseite www.kulturpalast.live. Dort können auch Tickets erworben werben.

Nicht nur kulturell, sondern auch kulinarisch kann der Kultur Palast Hamburg seit Januar mit den alteingesessenen Häusern Hamburgs mithalten: Die neu eröffnete Palastkueche bietet eine frische, unkomplizierte und preislich erschwingliche Küche an – verantwortet von Mitinhaber Florian Pabst von Fillet of Soul und der Restaurantleitung Jana Belling.

Weiter hält der neue Kreativmagnet in Billstedt nun auch ein Ton- und Medienstudio für Live-Aufnahmen, drei Studios sowie zwei Seminarräume bereit. Die großen, lichtdurchfluteten Räume können für Theater- und Tanzproben wie auch für Arbeitskreise, Workshops, Versammlungen, Fortbildungen und sogar Hochzeiten und Geburtstagsfeiern gemietet werden. Bis heute existieren in Hamburger Randgebieten nach wie vor nur sehr wenige Möglichkeiten, benachteiligten Bevölkerungsgruppen den Zugang zu kulturellen Angeboten zu ermöglichen.

Kultur ist ein stetiger, lebendiger Prozess der Erneuerung und des Wachstums, der auf vielseitige kulturelle Einflüsse ­angewiesen ist. Kultur für alle heißt heute besonders die interkulturellen Potenziale unserer sehr international gewordenen Stadtgesellschaft einzubeziehen und ins „Rampenlicht“ zu stellen bzw. in die Kulturlandschaft von Hamburg zu integrieren. Hier muss zukünftig entschieden kulturpolitisch umgedacht werden. Diese Erneuerungskraft unserer Gesellschaft braucht viel mehr Ressource, um ihre eminent wichtige Integrations- und Impulskraft zu entfalten. Kultur als Verbindungsglied unserer Gesellschaft ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit um gemeinsame Werte friedvoll zu erschließen.

Die Erfahrungen des Kultur Palast Hamburg zeigen, dass Kulturinstitutionen mit ihren Angeboten dorthin gehen müssen, wo sie die Menschen erreichen: vor Ort in die Stadtteile. Durch den zwar kostenintensiven, aber lohnenswerten Ausbau kann das Gebäude nun noch effizienter und vielfältiger genutzt werden und bietet den Anwohnern Billstedts ein Zentrum, in dem kulturelle Identität gemeinsam über alle Barrieren hinweg neu erschaffen werden kann.

KONTAKT
Stiftung Kultur Palast Hamburg
Öjendorfer Weg 30a · 22119 Hamburg · 040/822 45 68-0
· www.kph-hamburg.de

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