Editorial zu „Hamburger Stadtteilkulturpreis 2017“

Liebe Kulturinteressierte,

Mit ALTONA MACHT AUF! wird in diesem Jahr ein Projekt mit dem Hamburger Stadtteilkulturpreis ausgezeichnet, das die Offenheit nicht nur im Titel trägt, sondern das die Öffnung des Stadtteils, seiner Fenster und seiner Bewohner*innen zum zentralen Ziel des ­Programms macht.
Es scheint nicht weit hergeholt, ALTONA MACHT AUF! als ein Modell dafür zu sehen, wie das Zusammenleben in der Super­diversität unserer Stadtgesellschaft in Zukunft funktionieren kann: durch das Einbeziehen aller, durch das Geben und Nehmen von Teilhabe, durch Empowerment, durch Begegnungen und durch das Schaffen neuer Identitäten und neuer Nachbarschaften.
Heterogenität nicht nur auszuhalten, sondern als Vielfalt zu begreifen – und vor allem zu (er)leben, in ihr Zusammenleben gemeinsam zu gestalten und Community zu organisieren. Dafür kann Kultur Wege aufzeigen: Kultur kann die Begegnungen schaffen, die von Fremdheit zum Verstehen führen können. Sie gibt wichtige Impulse für den Aushandlungsprozess darüber, wie die Gesellschaft aussehen soll, in der wir künftig zusammen leben wollen. Kultur kann mit ihrer Orientierung an Fähigkeiten und Stärken – statt an Defiziten – den Blick umlenken von den Problemen auf die Potenziale einer Gesellschaft im Wandel.
Heimat in Vielfalt zu schaffen, kann dann gelingen, wenn wir einen offenen, dialogischen Prozess führen, statt bei – oft gegenseitigen – Zuschreibungen zu verharren. Unsere Demokratie zukunftsfähig zu machen heißt, eine Solidargemeinschaft zu bilden, die Teilhabe- und Gestaltungschancen für alle bietet. Offenheit ist dabei Voraussetzung und Ziel zugleich, wie es Karl Popper in „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ postulierte, in dem er die offene Gesellschaft mit öffentlicher Diskussion und dem offenen Austausch von Argumenten gewissermaßen als lernende Organisation dem Totalitarismus entgegensetzte. Die offene Gesellschaft der Vielfalt braucht unser aller Mitwirkung. Sie beginnt bei jedem Einzelnen, wird vorange­trieben von der Kultur in den Stadtteilen und ist die große Herausforderung unserer Zukunft.

Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht

Corinne Eichner, Geschäftsführerin

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