Geflüchtete engagieren sich in Hamburgs Kultur und Bildung

Der BFD Welcome Hamburg unterstützt die Integration der nach Deutschland geflüchteten Menschen, indem er Geflüchteten die Aufnahme eines Freiwilligendienstes in Kultur- und Bildungseinrichtungen der Hansestadt ermöglicht. Den Zuwanderern eröffnet sich durch das freiwillige Engagement ein Weg, auf dem sie sich auch bei ungesicherter Aufenthaltsperspektive aktiv in die Gesellschaft einbringen können. Geflüchtete und Einrichtungen werden in diesem Prozess intensiv von STADTKULTUR HAMBURG unterstützt und begleitet. Der Dachverband hat den neuen Bundesfreiwilligendienst in Hamburg im Rahmen des BFD Kultur und Bildung ins Leben gerufen. Anfang April sind nun die ersten Freiwilligen gestartet.

Autorin: Corinne Eichner
Auch STADTKULTUR erhält Unterstützung, Foto: Heiko Gerken

Sechs junge Menschen zwischen 26 und 36 Jahren, alle aus dem umkämpften Syrien geflohen, haben als erste die Chance ergriffen, über den BFD Welcome erste Einblicke in den deutschen Arbeitsmarkt zu erhalten, Kontakte zu knüpfen und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.

Safaa, eine 26jährige Mathematiklehrerin, hilft an der Erich Kästner Schule geflüchteten Kindern. Manche der Kinder wunderten sich zuerst, dass ihre Lehrerin noch nicht so gut Deutsch spricht. Sie ist Flüchtling, genau wie viele der Schüler auch. „Inzwischen finden sie das spannend“ erzählt Safaa in ausgezeichnetem Englisch. „Die deutschen Kinder wollen mir helfen, ihre Sprache zu lernen. Und für die Flüchtlingskinder bin ich ein Vorbild, denn sie sehen, dass auch sie in Deutschland eine Aufgabe bekommen können, wenn sie groß sind. Sie bleiben nicht für immer Flüchtling.“

Nirmin ist 31 und hat in Syrien im Hotel- und Veranstaltungsgewerbe gearbeitet. Im Bürgerhaus Wilhelmsburg unterstützt sie nun als Projektassistenz die Kulturprojekte mit Geflüchteten. Schon vor Aufnahme ihres eigenen Bundesfreiwilligendienstes wollte Nirmin andere Geflüchtete über die Möglichkeiten des BFD Welcome informieren und postete darüber einen kleinen Beitrag auf einer arabischsprachigen Hamburger Facebook-Seite. Daraufhin stand das Telefon bei STADTKULTUR HAMBURG drei Tage lang kaum still. „Aus ganz Deutschland kamen Anrufe von interessierten Geflüchteten, die gerne einen Bundesfreiwilligendienst machen wollten“, berichtet Tanja Heuer, die den BFD Welcome bei STADTKULTUR koordiniert. „Das Interesse von Geflüchteten ist groß. Leider haben wir noch nicht so viele Plätze. Viele der Anfragen haben wir dann an Träger im gesamten Bundesgebiet weitergeleitet, die einen ähnlichen Freiwilligendienst anbieten.“

Dies ist eine der Aufgaben, die nur zu bewältigen sind, weil auch STADTKULTUR Unterstützung durch einen Bundesfreiwilligen bekommt: Slyman ist 26 und hat in Damaskus sein Chemiestudium abgeschlossen, bevor er nach Deutschland floh. Er hat schon in Syrien Deutsch gelernt und ist nun mit seinen Sprachkenntnissen und seiner anderen Perspektive eine wichtige Hilfe für das Team.

Die Integration der Menschen, die vor Krieg, Unterdrückung und großer Not geflohen sind, ist eine Frage von großer Bedeutung für das Zusammenleben in Deutschland und in Europa. Viele dieser Menschen – Asylbewerberinnen und -bewerber, subsidiär Schutzbedürftige und so genannte geduldete Flüchtlinge – sind von gesellschaftlicher Teilhabe weitgehend ausgeschlossen. Sie bringen aber Kompetenzen und Potenziale mit, neue Sichtweisen und Perspektiven, die unsere Gesellschaft und unsere Kultur stärken und bereichern können.

Der Freiwilligendienst im Rahmen des BFD Welcome kann hier echte Chancen für Zuwanderer und Einrichtungen eröffnen. Die Zuwanderer lernen die Gesellschaft und die Arbeitsbedingungen in Deutschland kennen, werden beim Spracherwerb unterstützt und qualifizieren sich für den Arbeitsmarkt. Sie werden intensiv begleitet und betreut, knüpfen Kontakte und erfahren, dass ihre Kompetenzen und Potenziale geschätzt und gebraucht werden. Sie erhalten umfassende Informationen, Unterstützung bei Behördengängen und profitieren von der regulären Krankenversicherung.

Gleichzeitig unterstützt der BFD Welcome auch Einsätze von heimischen Freiwilligen im Bereich der Kultur- und Bildungsarbeit für und mit Geflüchteten: Sehr viele Einrichtungen aus diesen Bereichen haben Angebote aufgebaut, die die aktuellen Veränderungen in der Gesellschaft mit den Mitteln der Kultur begleiten und befördern. Bundesfreiwillige, deren Dienst ausdrücklich auf die Unterstützung der Arbeit mit Geflüchteten ausgerichtet ist, können hier wertvolle Unterstützung leisten. Auch sie werden im Rahmen des BFD Welcome besonders gestärkt durch intensive Betreuung, Beratung, Qualifizierung und Anerkennung.

Kultur- und Bildungseinrichtungen, die entweder Geflüchteten die Möglichkeit bieten möchten, sich zu engagieren, oder Hilfe in ihrer Kulturarbeit für und mit Geflüchteten benötigen, können sich bei STADTKULTUR HAMBURG melden und sich über den BFD Welcome informieren: Am 14. Juni 2016 findet um 17 Uhr die nächste Infoveranstaltung für interessierte Einrichtungen in der Stresemannstraße 29 statt.

Das Programm wird umgesetzt von STADTKULTUR HAMBURG als Träger des Bundesfreiwilligendienstes Kultur und Bildung in Hamburg. Förderer des BFD Welcome sind die DG HYP, die Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und die Nordmetall Stiftung. Der BFD Kultur und Bildung wird von der Bundes-vereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) bundesweit koordiniert, vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) organisiert und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

KONTAKT
BFD Welcome Hamburg
STADTKULTUR HAMBURG · Stresemannstraße 29 · 22769 Hamburg
Tanja Heuer · 040/879 76 46-13 ·
www.bfd-kultur-bildung-hh.de/bfd-welcome/

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