Editorial zu „Hamburger Stadtteilkulturpreis 2016“

Corinne_EichnerLiebe Kulturinteressierte,

Dass eine Stärke sich mitunter als eine Schwäche auswirken kann, ist das Dilemma der Stadtteilkultur: Die Stadtteilkultur zeichnet sich durch eine geradezu unendliche Vielfalt und Vielschichtigkeit aus. Sie reagiert mit höchster Flexibilität auf sich ändernde Bedarfslagen in den Quartieren und schafft immer neue, immer andere Angebote und Projekte, die auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen reagieren.

Die immer internationalere Stadtgesellschaft begegnet sich in den Häusern und Initiativen der Stadtteilkultur und durch kulturelle Teilhabe entstehen in transkulturellen Prozessen völlig neue Kulturformen, werden neue Identitäten gebildet. Diese Vielgestaltigkeit der Stadtteilkultur ist aber gleichzeitig auch ihr Problem: Da ihre Formen sich unablässig ändern, sind die Konturen nicht immer auf den ersten Blick erkennbar und nicht jeder identifiziert die Projekte, Angebote, Programme und Initiativen als Stadtteilkultur. Und damit sind ihre Wirksamkeit, ihre Kontinuität im beständigen Wandel, ihre gemeinsamen Qualitätsmerkmale nicht immer nach Außen für jeden klar zu erkennen. Dem abzuhelfen, die gemeinsamen Qualitäten der Stadtteilkultur einer möglichst großen Öffentlichkeit sichtbar zu machen und sie zu unterstützen, ist erklärtes Ziel der Preisgeber des Hamburger Stadtteilkulturpreises.

In diesem Jahr geht der „neue“ Hamburger Stadtteilkulturpreis in die dritte Runde: Seit 2014 hat der Preis nicht nur ein Facelift erhalten, sondern es wurden Kriterien definiert, die Vergabe wurde transparenter gemacht, ein Juryverfahren eingeführt und nicht zuletzt das Preisgeld erhöht. Und die Preisverleihung erhielt einen attraktiven, gut besuchten Rahmen.

Und spätestens, wenn während der Preisverleihung die Musik aus dem Preisträgerprojekt, der Welcome Music Session, zu hören sein wird, werden sich alle Gäste der Veranstaltung einig sein: Die vermeintliche Schwäche der Stadtteilkultur ist eine riesige Stärke.

P.S.: Viele Stärken und Kompetenzen sowie eine eigene Perspektive bringen auch die Geflüchteten mit, die sich im BFD Welcome engagieren. Den Bundesfreiwilligendienst für Geflüchtete und die ersten Freiwilligen, die dort im Einsatz sind, stellen wir Ihnen am Ende dieses Heftes vor.

Eine erkenntnisreiche Lektüre wünscht
Corinne Eichner, Geschäftsführerin

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