Unterstützung für geflüchtete Künstler

Das GOLDBEKHAUS gibt geflohenen Künstlern im Rahmen seiner Künstlerunterstützung die Möglichkeit, sich professionell beraten zu lassen und gemeinsam mit anderen Geflohenen Veranstaltungen zu organisieren.

Autorin: Behnaz Vassighi
Shakib-und-Rolf
Shakib Mosadeq (r.) mit dem Sänger Rolf Stahlhofen (l.), Foto: Pouria@PR Production 7

Künstler sind zumeist empathische und sensible Menschen. Sie fühlen und beobachten ihre Umgebung, nehmen viele Details auf, die sie dann in ihren Darbietungen z. B. in Form von Trauer, Verlust, Wut oder Ohnmacht ausdrücken. Da sie oft Spiegelbild ihrer Gesellschaft sind, haben sie häufig Probleme in ihren Heimatländern und müssen aus Sicherheitsgründen fliehen. Künstler, die auf der Flucht sind, verlieren zumeist ihre Wurzeln, aus denen sie ihre Inspiration geschöpft haben und müssen nun lernen, „neue Wurzeln zu schlagen“. Es gilt, ohne die Sprache zu beherrschen und die Gebräuche des Landes zu kennen, ein neues soziales Umfeld aufzubauen. Das ist ein langer und schwieriger Prozess.

Shakib Mosadeq lebt seit zwei Jahren in Deutschland und wird im Rahmem der Künstlerunterstützung vom Goldbekhaus begleitet. Der Sänger und Songwriter musste aus Afghanistan fliehen, da seine Songs zu gesellschaftskritisch waren. Er und seine Familie wurden mit den Tod bedroht. In seiner neuen Heimat Deutschland muss er nun die Tatsache verkraften, dass er keine große Säle mehr füllen kann wie in seiner alten Heimat. Die Sprache, mit der er seine Botschaften und Gefühle vermittelt hatte, kann ihm hier nicht mehr helfen. Er muss improvisieren und versuchen, trotz diverser Hindernissen seine Kunst auszuüben, wenn er weiter als Sänger und Songwriter bestehen möchte. Es fehlen aber auch finanzielle Mittel, um z. B. Probe­räume oder Studios zu mieten. Und in den meisten Bereichen gelten hier ganz andere Spiegelregeln.

Das Goldbekhaus versucht, in dieser Situation eine Brücke zu sein und Künstlern wie Shakib die Möglichkeit zu bieten, hier in Deutschland neu anzufangen. So wurde z. B. mit etablierten Künstlern ein gemeinsames Konzert organisiert. Für einen Künstler, der geflohen ist, bedeutet es sehr viel, wieder in einem richtigen Konzertsaal mit einer Band und allem dazugehörigen Equipment vor einem interessierten Publikum aufzutreten. Bei der Veranstaltung „Rolf Stahlhofen & Friends“ Anfang Juli traten geflohene Künstler aus verschiedenen Ländern mit bekann-ten Künstler aus Deutschland auf – wie z. B. Rolf Stahlhofen von Söhne Mannheims, Sebo und dem Starkoch Nelson Müller.

Ein Ziel des Projektes ist es auch, Künstler aus verschiede­nen Herkunftsländern miteinander in Dialog zu bringen und zu vernetzen. Als aktuelles Projekt findet am 27. September „Winterhude leuchtet“ statt. Die Stadtteil-Rundfahrt führt an verschiedene Veranstaltungsorte in Winterhude. Es werden verborgene Schätze – vergessene Orte und unbekannte Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln – vorgestellt und als „Glanzlichter“ hervorgehoben. „Winterhude leuchtet” soll Menschen u. a. für das Thema Flucht und Flüchtlinge öffnen und für interkulturelle und künstlerische Themen begeistern.
Durch die Beteiligung von Geflüchteten wird das Fest elementar bereichert. Die Flüchtlinge werden als ehrenamtliche Helfer, Musiker, Sprecher und bildende Künstler aktiv in das Fest integriert und arbeiten gemeinsam auf Augenhöhe mit Künstlern aus der Region an der Verwirklichung.

Als einen zentralen Programmpunkt wird es mehrsprachige Gedichts- und Geschichtslesungen von Geflohenen in Originalsprache und Übersetzung geben. Ein weiteres Highlight wird der Auftritt einer Perkussionsgruppe von 50 geflohenen Frauen sein, die sich extra für das Fest zusammengefunden hat.

Das Goldbekhaus will geflohene Menschen und Migranten am gesellschaftlichen und kulturellen Leben im Stadtteil teilhaben lassen und in ihrer Nachbarschaft und Stadt einbinden bzw. gegenseitiges Verständnis wecken und aufbauen. Damit soll ein interkultureller Austausch stattfinden und Netzwerke geschaffen werden, die Geflüchtete und die ansässige Bevölkerung befähigen, sich langfristig und gegenseitig zu unterstützen und zu helfen.

Egal aus welchen Ländern oder Kulturkreisen Menschen kommen, die wichtigsten Grundgefühle und -werte sind universal und gelten für alle. Wir empfinden alle Freude, Trauer und sorgen uns um unser Leben. Es gibt ein berühmtes Gedicht von dem persischen Dichter Saadi:

„Die Menschenkinder sind ja alle Brüder
Aus einem Stoff wie eines Leibes Glieder
Hat Krankheit nur einzig Glied erfasst
So bleibt anderen weder Ruh noch Rast
Wenn anderer Schmerz dich nicht im Herzen brennt
Verdienst du nicht, dass man noch Mensch dich nennt“

KONTAKT
Goldbekhaus
Moorfuhrtweg 9 · 22301 Hamburg · 040/27 87 02-0
· www.goldbekhaus.de

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