Theaterarbeit mit Flüchtlingen

FLAGRANT e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der Theaterprojekte mit jungen Menschen verschiedener Herkunft verwirklicht. Offensiv werden interkulturelle Konflikte bearbeitet, die bei den Darstellerinnen und Darstellern wie auch beim Publikum provokante Fragen nach der eigenen Identität und eigenen Wertvorstellungen aufwerfen sollen.

Autorinnen: Anna Friederike Schröder und Anne Wieckhorst
Szenenfoto aus der Produktion MACHT, Foto: Bennie Bock
Szenenfoto aus der Produktion MACHT, Foto: Bennie Bock

Die Theaterstücke des FLAGRANT e.V. werden in der Gruppe entwickelt: Die Darstellerinnen und Darsteller schreiben eigene Texte zu bestimmten Thematiken, die in eine fiktive Geschichte eingebettet werden. Die Texte beziehen sich auf unterschiedliche Erfahrungen und Denkstrukturen, die vom jeweiligen individuellen und kulturellen Hintergrund geprägt sind. Dabei ist es wichtig, jedem Einzelnen zu überlassen, ob und wieviel autobiographisches Material in die Texte eingebracht wird.

MACHT ist das jüngste Theaterstück der Theatergruppe. Zehn Darsteller aus Afghanistan, China, Deutschland, Inguschetien, Iran und Somalia gehen politischen, kulturellen und familiären Machtstrukturen ihrer Herkunftsländer auf den Grund. Die zentrale Frage ist, wieweit jeder Einzelne bereit ist, Machtstrukturen zu widersprechen und Gefahr zu laufen, aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Die Frage richtet sich sowohl an die fiktiven Figuren des Stücks als auch an die Darsteller, von denen viele aus totalitären Staatssystemen ­fliehen mussten.

Die Probenarbeit ist immer wieder ein eigenwilliger Prozess mit besonderen Herausforderungen: Es gibt unter den Teilnehmern z. B. häufig kulturelle und religiöse Differenzen. Diese Gespräche zu moderieren, erfordert viel Sensibilität. Diese Auseinandersetzungen sind aber notwendig und Teil des Prozesses. Alle müssen lernen, mit unterschiedlichen Einstellungen umzugehen, damit die Gruppe ein gemeinsames Ziel erreichen kann. Oft führen diese Diskussionen aber auch an die Schmerzgrenzen. Es ist dann wichtig, dass diese Grenzen nicht mit verbalen Angriffen überschritten werden. Denn nur in einer toleranten offenen Atmosphäre fühlt sich der Einzelne ermutigt, eigene Denkmuster zu hinterfragen.

In diesem Prozess wächst die Gruppe zusammen und die Teilnehmer verbringen auch außerhalb der Proben immer mehr Zeit miteinander, Einzelne helfen und unterstützen sich gegenseitig. Differenzen und das vermeintlich „Fremde“ treten im Laufe des Arbeitsprozesses in den Hintergrund, da Gemeinsamkeiten mehr und mehr erkannt werden und an Bedeutung gewinnen.
Die Produktion MACHT wird noch einmal im Rahmen des eigenarten Festivals am 2. und 3. November im Hamburger Sprechwerk aufgeführt.

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FLAGRANT e.V.

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