Erfolgreiche Stadtteilkultur in Zahlen

Das Jahr 2011 war für die Hamburger Stadtteil- und Soziokultur geprägt durch viele erfolgreiche Projekte in den Handlungsfeldern kulturelle Bildung und Stadtteilentwicklung durch Kultur. Durch maßgebliche Steigerung der Eigeneinnahmen gelang es der Hamburger Stadtteilkultur erneut, das hohe Niveau vom Vorjahr zu stabilisieren oder ­weiter auszubauen. Die Hamburger Stadtteilkultur konnte in 2011 die besonderen ­Qualitäten und Potenziale lokaler Kultur und Bildung hamburgweit sichtbar machen und neue, zukunftsträchtige Handlungsfelder erfolgreich besetzen.

Ausgewählte Daten der ERFOLGSBILANZ STADTKULTUR 2011 sollen im Folgenden die Erfolge und die Effizienz der Hamburger Stadtteilkultur verdeutlichen. Der Erfolgsbilanz liegen die von der Kulturbehörde erhobenen Kennzahlen der 28 geförderten Stadtteilkulturzentren von 2011 zugrunde.

Die Hamburger Stadtteilkultur zeigt sich auch 2011 im bundes­weiten Vergleich in ihrer inhaltlich-konzeptionellen und organisatorischen Weiterentwicklung wegweisend. Die kontinuierliche und qualifizierte öffentliche Förderung in Kombination mit den erfolgreichen Anstrengungen der Zuwendungsempfänger, sie durch Eigenmittel und ehrenamtliches Engage­ment zu vermehren, sind hierfür die Erfolgsparameter. Die seit über 30 Jahren verfolgten Ziele der Stadtteilkultur erfahren bis heute eine hohe gesellschaftliche Relevanz und bieten vielfältige Lösungsstrategien für eine integrative Stadt- und Schulentwicklung, für die Herausforderungen des demografischen Wandels und die vielfältigen Migrationsprozesse.

Bildung und kulturelle Teilhabe sind essentielle Bausteine des Erfolges der Stadtteilkultur, gerade in Gebieten mit einem hohen Anteil bildungsferner Zielgruppen unterschiedlichster kultureller Herkunft. Genau in solchen Gebieten wächst ein gemeinsames Kulturverständnis mit den dort lebendigen Kulturen. Deutlich zeichnen sich auch die positiven Effekte beim Stadtteilimage und der Stadtteilidentität ab: Stadtteilkulturelle Projekte profilieren kulturelle Milieus und unterstützen die Ausbildung eines positiven Selbstverständnisses als Stadtteil-bewohner durch kulturelle Beteiligung und Aktivierung. Ihre vielfältigen Veranstaltungen und Projekte beleben die Stadtteile und verbessern die Lebensqualität nachhaltig.

Stadtteilkulturförderung

Der prozentuale Anteil der Stadtteilkultur (Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Stadtteilkulturprojekte) am Kulturhaushalt hat sich mit 2,2 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres gehalten. Die Förderung der Stadtteilkulturzentren gliedert sich in folgende Bereiche:

  • Institutionelle Förderung von 28 Zentren: 4.911.395 Euro
  • Stadtteilkulturprojekte: 406.000 Euro
  • Projektförderung STADTKULTUR HAMBURG: 83.000 Euro

Kinder- und Jugendkultur dient der kulturellen Teilhabe und Gestaltung

Im Jahr 2011 konnten die 28 durch die Kulturbehörde geförderten Stadtteilkulturzentren das hohe Niveau der Gesamt-besucher auf über 1,8 Millionen weiter ausbauen, knapp 26 Prozent mit 468.000 Besuchen waren davon Kinder und Jugendliche. Insgesamt zählten die Stadtteilkulturzentren 300.260 Besuche von 3.011 Veranstaltungen. Weiterhin ist es den Kulturzentren ge­lungen, die Veranstaltungseinnahmen zu steigern (von 2.455.210 Euro in 2010 auf 2.564.854 Euro in 2011). Da die Anzahl der Veranstaltungen und Besucher im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, deutet dies auf allgemeine Steigerung der Eintrittspreise hin – eine Tatsache mit zwei Seiten: Einerseits erhöhen sich die Eigeneinnahmen, andererseits wird aber auch die Schwelle für Geringverdiener erhöht.

Der deutlichste Anstieg der Besucherzahlen ist bei den Kursteilnehmer der kulturellen Bildung in den Stadtteilen zu verzeichnen, einhergehend mit einem kontinuierlichen Anstieg der Kurstermine, was auf eine weitere Profilierung und einen Ausbau von Kursangeboten hinweist.

In den letzten Jahren entstanden mit Unterstützung verschiedener Stiftungen und aus einem Finanzierungsmix unterschiedlichster Fördertöpfe viele erfolgreiche Kinder- und Jugendkulturprojekte, die zukünftig in eine stabile staatliche Basisförderung übernommen werden müssten, weil sie nachhaltig gezeigt haben, welch positive Effekte sie auf ein gelingendes kulturelles und soziales Zusammenleben einer internationalen Stadtgesellschaft und ihre Bildungschancen für alle haben. Die Hamburger Stadtkultur benötigt dringend eine Sicherung der kulturellen Infrastruktur und finanziellen Ausstattung zur Erschließung der Zukunftspotenziale unserer Stadt, um mehr Infrastruktur und Programmangebote in Randgebieten für Potenzialerschließung zu schaffen. Für das Jahr 2013 tut sich schon ein Finanzloch von 500.000 Euro auf, bis zum Jahr 2015 sogar von 750.000 Euro. Hamburg darf nicht nur in Leuchttürme, sondern muss auch in den Nachwuchs investieren.

Effizienter Umgang mit Personalressourcen und erfolgreiche Organisationsentwicklungen

Im Jahr 2011 hielt sich die Anzahl der hauptamtlich Beschäftig­ten stabil auf 246 (2009: 245, 2010: 245), obwohl die Umsätze der Stadtteilkulturzentren von 11.442.224 (2009) auf 12.191,420 Euro (2011) um rund 750.000 Euro (6,5  Prozent) gestiegen sind. Die Personalkosten haben sich 2011 mit 6.090.916 Euro (2010: 5.767.174) nur um rund 5,5  Prozent erhöht und liegen damit über 1,3 Millionen Euro über der institutionellen Förderung von 4.776.115 Euro, was 27,5 Prozent entspricht und ein deutliches Licht auf die hohen Risiken wirft, welche die Zentren durch ihre hohe Eigenmittelquote (41,1  Prozent) eingehen. Der Anteil der Personalkosten stieg mit 49,96 Prozent (2010: 48,05 ) leicht an. Der vergleichsweise geringe Anteil von Personalkosten weist einerseits auf ge­lin­gende Prozesse der Organisations- und Finanzstruktur­ent­wick­lung hin, stellt jedoch an die Haupt-amtlichen bei vergleichs­weise geringer Bezahlung erhebliche Anforderungen – fachlich und im Management.

Die Entwicklung der Personalkosten weist nach wie vor auf die Notwendigkeit der Qualitätsentwicklung und -sicherung hin: Bislang ist es den Kulturzentren aus eigener Kraft gelungen, durch Modernisierung der Arbeitsorganisation den fehlenden Ausgleich der Tarifkostensteigerungen abzufedern. Perspektivisch müssen jedoch vonseiten der Zuwendungsgeber Tarifsteigerungen unbedingt ausgeglichen werden. Allein im Jahr 2013 sind Kostensteigerungen durch Tariferhöhungen in einer Größenordnung von 180.000 Euro allein für die Stadtteil-kulturzentren zu erwarten, rechnet man noch die bezirklichen Bürgerhäuser dazu, sind es sogar 270.000 Euro Mehrkosten.

Finanzielle Entwicklung

Bei seit 2009 gleich bleibender institutioneller ­Förderung mussten die Zentren Kostensteigerungen und Mehr­ausgaben bei den Projekten durch Beiträge, Spenden, Veranstaltungs- und sonstigen Einnahmen ausgleichen. Hinzu kommen für das nächste Jahr 2013 neben den Kostensteigerungen durch Tariferhöhungen mehr GEMA-Gebühren bei Disco- und Tanzveranstaltungen sowie höhere Stromkosten (bis zu 12 Prozent) – dies alles zusammen genommen gefährdet die soziale und kulturelle Infrastruktur dieser Stadt.

Es besteht akuter politischer Handlungsbedarf: Der Ausgleich dieser zusätzlichen, unvorhersehbaren Kostensteigerungen beläuft sich für Stadtteilkulturzentren und Bürgerhäuser in einer Größenordnung von rund 150.000 Euro – zusätzlich zu den Tarifsteigerungen.

Die institutionelle Förderung hat sich seit 2009 auf gleichen Niveau bewegt: 4.911.395 Euro. Die Schwankungen (in der Tabelle unten) ergaben sich durch Rückstellungen etc. Dass die Stadtteilkulturzentren im Jahr 2011 Einnahmensteigerung von 12.074.548 auf 12.235.840 Euro bei gleichbleibender Förderung zu verzeichnen haben, wirft wieder ein besonderes Licht auf die betriebswirtschaftliche Arbeitsweise und Professionalität der Häuser. Ihre Eigenmittelquote konnten sie damit erneut auf dem hohen Niveau von 41,1 Prozent halten.

Die höchste Einnahmequelle im Gesamtetat der Stadtteilkulturzentren ist mit durchschnittlich 40 Prozent die institutionelle ­Förde­rung. Einnahmen aus Veranstaltungen und Workshops machen zusammen 21 Prozent aus. Zudem werden jeweils 11 Prozent aus Gastronomie und Vermietung von Räu-
men eingenommen sowie durch regelhafte Projektförderung.

Stadtteilkulturzentren zeichnen sich in der Gesamtschau durch außerordentlich heterogene Finanzierungsmodelle aus. Es ist den Kulturzentren gelungen, die Einnahmen aus Beiträgen und Spenden in 2011 nochmals dynamisch zu steigern, von 711.344 (2010) auf 840.985 Euro, was einer Steigerungsrate von beachtlichen 18,2 Prozent entspricht. Das hohe Niveau der Sonstigen Förderung konnte stabil ausgebaut werden auf 2.332.639 Euro. Der Anstieg dieser Einnahmenbereiche zeigt, dass es den Stadtteilkulturzentren gelungen ist, in ihren neuen Handlungsfeldern und Aufgabengebieten nachhaltig zusätzliche Ressourcen zu akquirieren. Die zugleich angestiegenen Besucherzahlen bescheinigen ein hohes Maß an Akzeptanz ihrer weiterentwickelten Angebote.

Mit dem Zuwachs der Rahmenzuweisung Stadtteilkultur von 900.000 Euro ist im Jahr 2009 ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung getan worden, jedoch ist nur ein Prozentsatz bei den Stadtteilkulturzentren angekommen, da die Bezirke den Zuwachs auch dazu nutzten, andere stadtteilkulturelle Aktivitäten zu fördern, sodass bei einigen Zentren noch immer ein großer Hand­lungsbedarf besteht. Zudem wurden weitere, neue Stadtteilkultur­zentren in die Förderung aufgenommen, so hat sich die Anzahl der geförderten Zentren von 25 (2008) auf 28 im Jahr 2011 erhöht.

Die Tatsache, dass allein die Personal-, Miet- und Betriebskosten mit 8.017.126 Euro (2010: 7.595.123) die institutionelle Förderung inzwischen um über 68 Prozent (2010: 55  Prozent) übersteigen, belegt erneut den Handlungsbedarf, der auch in der Evaluation identifiziert wurde:

  • Handlungsbedarf besteht im Qualitätsmanagement sowie
  • in einer Neufassung von Rechtsformen, um wirtschaftliche Risiken besser zu begrenzen. Diese Risiken sind nicht selten so groß, dass
  • ein regelhafter Ausgleich der Kosten durch Tarifsteigerungen durch die Zuwendungsgeber eingeräumt werden muss.

Diesem Handlungsbedarf ist nur durch eine strukturelle und konzeptionelle Weiterentwicklung der Stadtteilkulturförderung zu begegnen, die mit qualifizierter externer Unterstützung umgesetzt werden sollte (neben Organisations- und Unternehmens­beratern auch Juristen und Steuerberater). Nur so kann es gelingen die Stadtteilkulturzentren bei z. B. unvorhersehbaren Einnahme-Einbußen – Haus-Sanierung, Pächterwechsel, Höhere Gewalt etc. – vor der sicheren Insolvenz zu schützen, da es ihnen bislang aus zuwendungsrechtlichen Gründen verwehrt ist, Rücklagen in ausreichender Menge zu bilden.

Resümee

Aus der Erfolgsbilanz 2011 lassen sich zentrale Aspekte ableiten:

  • Lokale Zugänge, wie sie Kulturzentren gestalten, fördern die Bildungsgerechtigkeit und erschließen bisher ungesehene Potenziale, die für die Zukunftsgestaltung unserer Stadt unverzichtbar sind. Die Stadt sollte diesem zukunftsweisenden Bereich der Kulturförderung auch in ihrer Förderung eine wesentlich höhere Bedeutung beimessen.
  • Da die institutionelle Förderung noch nicht einmal die Fixkosten der Stadtteilkulturzentren abdeckt, tragen die Einrichtungen ein hohes finanzielles Risiko. Regelhafte Kostenstei-gerungen durch Tariferhöhungen müssen – wie auch bei den großen Kulturinstitutionen – ausgeglichen werden.
  • Außerdem muss es eine finanzielle Entlastung bei Zusammentreffen unvorhersehbarer Kostensteigerungen wie im Jahr 2013 die Erhöhung der GEMA-Gebühren und der Stromkosten erfolgen.
  • Für das Jahr 2013 tut sich für erfolgreiche und nachhaltig angelegte Kinder- und Jugendkulturprojekte, die der Zukunftsfähigkeit Hamburgs dienen ein Finanzloch von 500.000 Euro auf.

Die vollständige Erfolgsbilanz 2011 liegt zum Herunterladen auf www.stadtkultur-hh.de/publikationen/erfolgsbilanz/ bereit.

Kontakt:
STADTKULTUR HAMBURG e. V., Stresemannstraße 29, 22769 Hamburg, 040/879 76 46-0, , www.stadtkultur-hh.de

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